Vagabon
Lætitia Tamko alias Vagabon lässt sich nicht gerne in eine Schublade stecken. War ihr Debüt-Album „Infinite Worlds“ (2017) noch klar von Gitarren und Indie-Anleihen geprägt, wildert Tamko für ihren Zweitling „Vagabon“ (Nonesuch Records) im eher entspannten Pop- und Elektrosound.
Dabei herausgekommen sind durchaus interessante Arrangements und Melodien, die immer wieder einen Überraschungseffekt bereithalten. Das verhindert dennoch nicht, dass die Platte ab etwa Track drei beginnt, vor sich hinzuplätschern. Mag sein, dass das an der unaufgeregten Grundstimmung liegt, die Vagabon mit ihrer sanften, klaren Stimme und den weichen Klängen transportiert.
All das hüllt die HörerInnenschaft in eine kuschelige Decke aus Geräusch und hilft dabei, abzuschalten und sich aus dem stressigen Alltag auszuklinken. An sich keine negative Eigenschaft von Musik – wenn es sich um eine Meditations-CD handelt. Denn die Botschaft der Künstlerin, die durchaus etwas zu vermelden hat, kippt dabei leider hinten über.
Der gelungenste Song auf „Vagabon“ ist zweifelsohne die erste Single „Flood“. Der Track baut sich langsam auf und entwickelt schließlich eine nicht zu leugnende Intensität. Weiterer Anspieltipp: „Wits About You“, ein Stück, dessen Drum-Basis wie ein arrhythmischer Herzschlag klingt, und das durch gelungene Tempowechsel besticht.
Zu sagen, Lætitia Tamko hätte mit „Vagabon“ ein bestenfalls hörbares Album abgeliefert, wäre nicht fair. Allerdings wäre mehr drin gewesen. Eventuell hätte es der Künstlerin gutgetan, sich einen passenden Produzenten zu suchen, anstatt neben Texten und Komposition auch noch diesen Part zu übernehmen. Das nötigt zweifelsohne Respekt ab. Manchmal kann eine andere Perspektive allerdings den nötigen Twist mit sich bringen, der aus zehn durchaus passablen Musikstücken etwas ganz Großes macht.