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Beneath The Dark Wide Sky

Vor zweieinhalb Jahren haben wir Dream The Electric Sleeps zweites Album „Heretics“ rezensiert, damals das zweite in Eigenproduktion eingespielte Album. Mit dem hier vorliegenden Album Nummer Drei hat das Trio aus Kentucky einen Plattendeal beim deutschen Label-Newcomer Mutiny Records erlangen können. Verdienterweise, muss man ganz klar sagen. Denn die drei bärtigen Herren, die im vergangenen Jahr den Newcomer-Award des renommierten englischen Prog-Magazine gewonnen haben, stehen für ihren ganz eigenen Stil. Die Einflüsse sind vielseitig: Darkwave und Ambient, progressiver Post-Rock, aber auch Britpop und Classic Rock sind irgendwie spürbar. DTES erinnern an viele Bands, klingen aber gleichzeitig nie so richtig wie eine davon, egal ob man U2 nimmt, Radiohead, Muse, Pink Floyd oder Tears for Fears. Das ist für die unumstössliche Tatsache, dass es heutzutage alles andere als einfach ist, einen eigenen Sound zu finden, schon einmal eine Leistung an und für sich. Aber natürlich machen DTES auch richtig Spass und sind nicht „nur innovativ“.

Mit einer schönen, kleinen Gitarrenmelodie beginnt ‚Drift‘ – wenn der Gesang einsetzt, der alles akzentuiert ist schnell klar, dass man es hier mit Profis zu tun hat. ‚Let The Light Flood In‘ ist nichts weniger als eine sanfte, fliessende Stadionrock-Hymne, die begeistert. ‚Flight‘ geht in eine ganz ähnliche Richtung, und auch ‚Headlights‘. Zwei ruhige Rocksong, die einen umschmeicheln und die Hormone ansprechen: Das hier fühlt sich einfach verdammt gut an! ‚We Who Blackout The Sun‘ geht dann eher in die Postrock-Richtung, dem ja grundsätzlich auch häufig Ambient-Elemente zu Eigen sind. Die Melodien. Die haben es wirklich in sich, schaffen es, einen immer wieder mit der fast berauschenden Gesangsstimme von Sänger und Gitarrist Matt Page gefangen zu nehmen. Die minimalistische Ballade ‚The Last Psalm To Silence‘ ist nicht nur wegen der fast meditativen Stimmung, sondern auch wegen eines asiatischen Saiteninstrumentes ein perfekter Zwei-Minuten-Ruhepol mitten im Album, und tatsächlich geht es auf der zweiten Hälfe nochmals eine Spur chilliger zu. Ohne jemals langweilig zu werden, einschläfernd oder zu balladesk. ‚Black Wind‘ hat eine psychedelische Note, die zuvor so nicht zu erkennen war. Ein weiterer Punkt für den Abwechslungsreichtum. Wunderbar.

„Beneath The Dark Wide Sky“ ist, ähnlich wie schon sein Vorgänger, Easy-Listening und Anspruchsvoll zu gleich. Dass das kein Widerspruch ist, macht einen Teil des Reizes der Musik aus. Es gibt noch weitere scheinbare Parodoxa: Obwohl viele der Songs tonnenweise, dichte aber ruhige Atmosphäre atmen und balladesk daher kommen, würde die Musik von DTES auch als Stadionrock funktionieren. Es ist eindeutig Rock. Aber es ist nicht hart, sondern ruhig, gefühlsvoll, atmosphärisch. Wahrhaft tolle Songs.

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