Trips

Long Distance Calling aus Münster setzten mit ihrem fünften Album „Trips“ im zehnten Jahr ihres Bestehens ihre Evolution fort, und das Ergebnis überzeugt absolut. Das neuste Werk hat weniger schwermetallische Qualitäten zu bieten. Vom Post-Metal zum synthieflirtenden Artrock heißt die Devise bei dem westfälischen Quintett offensichtlich, auch wenn noch immer die bekannt krachenden Riffs geboten werden. Nach dem Ausstieg von Martin Fischer hat die Band mit dem Norweger Petter Carlsen einen neuen Sänger in seinen Reihen, der gelungen und überwiegend als Gegenpol zu den harten Rhythmen agiert.

Der Opener ‚Getaway‘ ist wie der vierzehnminütige Abschluß von Synthie-Klängen geprägt, wie man sie von Long Distance Calling bisher so noch nicht gehört hat. Vor allem der cinematische Eröffnungstrack erinnert an einen typischen, keyboardlastigen Filmsoundtrack der 80er Jahre. ‚Reconnect‘ beweist nach dem überraschenden Start, daß die harten Gitarrenriffs aber noch da sind – und wie sie da sind! Das Instrumental ‚Trauma‘ ist eine dynamische Hochzeit aus sanft-verträumten Keyboards und dem typischen Riffgewitter – ein Traum von einem atmosphärischen Rocksong.
Die Ballade ‚Plans‘ erinnert mit ihrem lieblichen Gesang zu Beginn entfernt an den Labelkollegen Einar Solberg von Leprous, aber natürlich nimmt der Song schon bald eine gänzlich andere Richtung.

Long Distance Calling sind nach wie vor unter zig anderen Bands blind herauszuhören. „Trips“ ist ein hochgradig hypnotisch-atmosphärisches Flechtwerk aus Rhythmen und Melodien, das trotz aller Neuerungen und Reminiszenzen an die 80er Jahre noch immer klar als die Riffkönige Long Distance Calling zu erkennen ist. Stimmungsvolle, mitreißende Rockmusik aus deutschen Landen. Gut gemacht, Jungs.

DanielF

Harte Schale, weicher Kern. Chefredakteur und -metalhead in Personalunion und im "Nebenberuf" Sozialarbeiter, geht Daniels Geschmack von chilligem Americana (Cracker) bis zu kauzigem Indie-Rock (Eels), von klassischem Thrash (Metallica, Megadeth) bis modernem Death Metal (Deserted Fear), von opulent-schrägem Prog-Rock (Opeth, Gojira, Pervy Perkin) bis zu heftigstem Brutal Death Metal (Defeated Sanity, Wormed), von Bluesrock (Gary Moore, Anthony Gomes) bis Classic Rock (Alice Cooper, Queen) - um nur einen Teil zu nennen. Zudem hat er seit den frühen Neunziger Jahren ein leidenschafliches Faible für christliche Rockmusik in genau dieser stilistischen Bandbreite. 

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