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Traum Von Freiheit

Bei Betontod fällt mir persönlich immer als erstes der Song ‚Punkpiraten‘ vom 2010er Album „Hier kommt Ärger“ ein, eine raue und stürmisch-schnelle Punkrock-Hymne, die sofort ins Ohr geht. Sind sie das fünf Jahre später immer noch – Punkpiraten? Entführt haben Betontod für ihr neues Album zunächst wieder einmal Vincent Sorg als Produzenten, und gekapert haben sie auch ein wenig von den Toten Hosen, die ja in ihrer Anfangszeit auch mal als Piraten „Unter falscher Flagge“ unterwegs waren. Nun ist Betontod natürlich keine Anfängerband mehr, haben die Jungs aus Rheinberg im Ruhrpott doch schon rund 25 Jahre Bühnenerfahrung, die man ihnen auf dem neuen Album „Traum von Freiheit“ auch jederzeit anhört. So weckt die Eröffnungs- und gleichzeitig Titelnummer textliche Assoziationen zum ‚Liebeslied‘ der Düsseldorfer Punk-Kollegen und deren alten Straßenschlachten: ‚Komm, wir tanzen zusammen im Wasserwerferregen / dann ist das Feuer unser Bühnenlicht und das Tränengas der Nebel‘.

Betontod waren nie wirklich eine politische Band, aber es gehört nun einmal auch 2015 zum Punk dazu, ein wenig gegen Obrigkeit und Staat zu wettern und die Hörer zum Nachdenken zu bringen – aber nicht zuviel, denn natürlich gibt es auch auf dem neuen Album wieder jede Menge Spaß und eingängige Mitgröhl-Refrains. Ist das überhaupt noch Punk? Das raue ungezügelte Feeling der Anfangsjahre ist einer (nicht zu) glatten modernen Produktion gewichen, und auch musikalisch wird hier wesentlich mehr geboten als stumpfes Drei-Akkord-Gedresche. Gitarrist Frank Vohwinkel hat ganz richtig angemerkt, dass es Ziel der Band war, auf dem neuen Album ein wenig Metal-Attitüde mit einzubringen. Und so bewegen sich Betontod musikalisch gekonnt irgendwo zwischen Hosen, Onkelz und Kraftklub. Punk meets Rock, und immer wieder brechen auch einmal die angekündigten Metal-Attitüde hervor in der Form einiger harter Riffs. Die Songs haben unterschiedliche Qualität,können aber durchaus auch beim zweiten Hören überzeugen. Es lohnt sich auf jeden Fall, auch auf die Texte zu achten, gerade bei Songs wie ‚Flügel aus Stahl‘ oder der Nummer ‚Geschichte‘, ein Song, wie er aktueller nicht sein könnte: ‚Unsere Väter haben so viel Schuld geladen / die sich mit ihrem Tod verlor / doch allmählich wächst das Unkraut aus ihren Gräbern empor‘. Nach der Unterschrift beim deutschen Ableger des Columbia-Labels und der Verpflichtung des ehemaligen Roadrunner- und jetzigen Black Mob-Chefs Henk Hakker als Manager wirken Betontod auf dem Album gereifter und gerade auch textlich anspruchsvoller als je zuvor. Hin und wieder gibt es gerade bei den Refrains aber auch ein paar „Oh-Oh-Ohs“ zuviel.

Dieser Traum von Freiheit ist naturgemäß schnell, laut und angenehm rockig und bietet damit nicht nur Punkrockern, sondern auch Metallern durchaus neues Ohrenfutter. Wer also Punkrock mit deutschen Texten, ein wenig Message und viel Power mag, darf den Traum von Freiheit bedenkenlos mitträumen.

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