Three Miles From Avalon
Der Brite Davy Knowles ist ein echter Geheimtipp für Bluesgitarrenfreunde. Oder, genauer, für Freunde gitarrenlastigen Mainstream-Bluesrocks. Peter Frampton ist ein Fan und hat bereits eines einer Alben produziert, Joe Satriani bezeichnet ihn als seinen „favourite modern-day bluesman“ und hat ihn gleich als Support für die letzte Chickenfoot-Tour gebucht. Mächtig Lob also für einen derart jungen Musiker.
Nun legt Davy Knowles also ein neues Studiowerk vor. Die sauberere Ausrichtung des letzten Albums „The Outsider“ wurde erfreulicherweise nicht beibehalten. Schon der Opener ‚Ain’t Much Of Nothin“ ist ein treibender Rocker, der erfreulicherweise eher an Davys Alben mit Back Door Slam erinnert als an das eher Joe Bonamassa-mäßige letzte Werk. Auch wenn Knowles grundsätzlich im gleichen, durchaus mainstreamigen Fahrwasser wie der selbsternannte Bluesbotschafter schippert, im Direktvergleich geht Knowles weit weniger seriös, weniger virtuos und stattdessen, nun ja, lustvoller an die Sache. Wenn Bonamassa eher das Äquivalent zum Nach-Heroin-Clapton darstellt, ist Davy Knowles eher der bodenständigeren Rory Gallagher-Schule verhaftet. Da passt auch ein Worksong-beeinflusster Song wie „Oxford, MS“, ein Southern Rock-Groover mit Slide-Gitarre wie „Never Gonna Be The Same“ oder das „Dire Straits-auf-Adrenalin“-mäßige ‚Gov’t Row‘ ins Bild. Ganz in der Tradition anderer britischer Blueshelden wie Gary Moore, Rory Gallagher, Jeff Beck, Peter Green oder auch Mark Knopfler und David Gilmour besteht auch bei Experimenten keine Frage, daß Knowles dem Bluesfeeling auch verpflichtet bleibt, wenn er den Blues – als Genre – mal nicht spielt. Und wenn er doch mal mit ausufernderen Soli daherkommt, wie im zwölfminütigen ‚What In The World‘ (aus dem schier unerschöpflichen Fundus von Wille Dixon-Songs), artet das nicht in Gedudel aus. Selbst dann bleiben Feeling und Song klar im Vordergrund, und auch die geile Schweineorgel von Andrew Toombs darf sich ordentlich austoben. Vor allem aber hat Knowles sich in den letzten Jahren auch klammheimlich zu einem wirklich großartigen Sänger gemausert. Irgendwo zwischen Johnny Van Zant, Jonny Lang und John Mellencamp verfügt Davy mittlerweile über eine Stimme, die seinem Gitarrensound weder in Ausdruck noch Markanz nachsteht. Respekt!
Zwar ist das Album mit 39 Minuten für heutige Verhältnisse etwas kurz ausgefallen, für Fans von Jonny Lang, Kenny Wayne Shepherd oder eben Rory Gallagher ist „Three Miles From Avalon“ ein absolutes Pflichtalbum.