|

Antisolipsism Pt. Two – Totems & Familiars

Der New Yorker Musiker Claudius Pratt kann sich wohl kaum über eine Schreibblockade beschweren. Veröffentlichte er noch im März mit dem Trio Hodja ein lärmendes Bluesrock-Album, dem wohl auch John Spencer applaudiert hätte, so liefert er nun zusammen mit Gitarrist Justin Moses Gunn, sowie Bassist Martin Ollivierre und Schlagzeuger Matthias Klein als Reverend Shine Snakeoil Co. mit ‚Antisolipsism Pt. Two – Totems & Familiars‘ den Nachfolger des im letzten Jahr erschienenen ersten Teils ‚Creatures‘.

Man könnte eigentlich an ein durchschnittliches Blues-Album denken, wenn die ersten Akkorde vom Opener ‚The Hitch‘ erklingen. Doch hatte das unlängst von New York nach Kopenhagen übersiedelte Quartett weit mehr mit seinen Songs und auch dem Hörer vor. Die kargen Mauern des ehemaligen Härlanda-Gefängnisses in Göteborg, in dem ‚Totems & Familiars‘ entstand, wurden zur wahren Voodoohöhle.

Wenig Licht haben die dort entstandenen, eigenartigen Klanggewächse abbekommen. Entsprechend knorrig sind die acht Kompositionen. Schnell wird das simple Bluesschema durch ein beeindruckend breites Instrumentarium aufgebohrt. Ob im 6/8-Takt mit gedämpfter Trompete, tranceartig ausufernd zu einer zwischen Louis Armstrong und Tom Waits changierenden Stimme oder mit einem mutmasslichen Sample aus einem Film, in dem eine Frau rhythmisch und ekstatisch ihrem Höhepunkt entgegenschreit – auf ‚Totems & Familiars‘ herrscht eine mystische Atmosphäre, mit der sich rätselhafte Zeremonien und Rituale assoziieren lassen. Das pechschwarze Cover mit den vertikal aufgereihten Tierköpfen verstärkt diesen Eindruck.

Zumindest doppelbödig, wenn nicht sogar stellenweise mit finsteren Abgründen: ‚Totems & Familiars‘ ist ein klanggewordener Fiebertraum, wirr und fesselnd zugleich. Das wilde Gebräu aus Blues, Jazz, Rock und Punk, das Reverend Shine Snakeoil Co. dem geneigten Hörer verabreicht, dürfte einzigartig sein und verfehlt seine toxische Wirkung nicht.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar