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Legacy

Wenn man von der New Wave of British Heavy Metal spricht, dann fallen augenblicklich die Namen Iron Maiden, Saxon oder Def Leppard, kaum aber Praying Mantis. Und obwohl die Combo mit ihrem Debut „Time Tells No Lies“ ein ordentliches Wörtchen in den Anfängen der NWoBHM-Bewegung mitredete, schaffte es die Band nie richtig aus dem Untergrund heraus. Ständige Besetzungswechsel und die 10-jährige Pause zwischen dem gelungenen Debut und dem Nachfolger sowie die Tatsache, dass Anno 1991 ihr stark an Thin Lizzy angelehnter Sound bereits wieder komplett aus der Mode geraten war, wurden Praying Mantis zusätzlich zum Verhängnis. Doch die Band um die Gebrüder Tino und Chris Troy setzten ihre musikalische Reise unbeirrt fort, hatten zeitweilig sogar die ehemaligen Maiden-Mitglieder Clive Burr, Dennis Stratton und Paul Di’Anno mit an Bord und veröffentlichten mitunter acht Studioalben.

Mit „Legacy“ präsentieren die Briten mit neuem Sänger John Cuijpers ihr neuntes Album just zu ihrem 40-jährigen Bandjubiläum. Und man spürt von den ersten Tönen an, dass man sich viel vorgenommen hat und sich dementsprechend auch viel dabei erhofft. Doch ich bezweifle, dass sich mit dem neuen Album etwas in der bisherigen Karriere von Praying Mantis ändern wird. Zwar spielen die Herren nach wie vor ihren AOR-lastigen Sound solide, geglättet und ohne Ecken und Kanten, doch das Schicksal hatte in all den Jahren andere Pläne. Während Praying Mantis zurecht ihren Titel als Mitbegründer des NWoBHM tragen, muss man ganz ehrlich eingestehen, dass es mittlerweile sogar jüngere Bands wie H.e.a.t oder Eclipse gibt, welche locker der musikalischen Ausrichtung der Briten das Wasser reichen können. Und das sagt schon mal so einiges aus… Zwar hat man mit ‚Believable‘, ‚Tokyo‘ oder ‚Against the World‘ durchaus auch nennenswertes vorzuzeigen, doch allgemein plätschern die Songs mit einer gewissen Melancholie einfach so dahin und zünden selbst beim wiederholten Durchlauf nicht – und dies trotz akkuratem Songwriting und massenhaft eingesetzten Melodien. Ähnliche Bands wie House of Lords oder Magnum sind Praying Mantis darin schlichtweg um Lichtjahre voraus.

Um es zusammenfassend auszudrücken: Mit „Legacy“ ist den Briten zwar handwerklich ein durchaus ambitioniertes Werk gelungen und unterstreicht damit nochmal die Karriere einer Band, die nach 40 Jahren mit ihrem Sound zwar optimal in einen wieder aufkeimenden Melodic Hardrock / AOR-Trend passt, sich aber an der grossen Konkurrenz die Zähne ausbeissen wird. Für Fans von Praying Mantis sicher ein Pflichtkauf, für Newbies und AOR-Sympathisanten höchstens gute Durchschnittsware.

geschrieben von Rosario Fazio

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