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The Next Offensive

Man kann ohne Übertreibung sagen, daß sich das ostdeutsche Metal-Indie-Label FDA Rekotz einen echten Namen als DER Magnet für talentierten Nachwuchs im nicht nur deutschen Death-Metal-Untergrund gemacht hat. Deserted Fear, Chapel of Disease, Obscure Infinity – und das sind nur die bekanntesten Newcomer der letzten Zeit aus dem Stall des Brandenburger Labels. Die Ostfriesen Weak Aside sind keine Neulinge, sondern legen mit „The Next Offensive“ bereits ihr drittes Album vor. Die beiden Vorgänger konnten bei Fans und Presse echte Achtungserfolge feiern. Die Hälfte der Band besteht aus Schlagzeuger Marc Dieken und Bassist Alex Pahl, die beide ebenfalls Mitglied bei den bekannten deutschen Thrashern von Dew Scented sind. Doch von Thrash ist bei Weak Aside nichts zu spüren, dafür sorgt Bandgründer, Sänger und Gitarrist Tom Zorn. Wie auch schon beim Vorgänger „Ghostleader“ fühlen sich die Emder Mannen oldschooligem Death Metal à la Bolt Thrower oder Pestilence verpflichtet. In modernem Gewand wohlgemerkt, die Produktion ist weit von dem entfernt, was vor 25 Jahren bescheidener Szene-Standard war. Will sagen: Druckvoll und mächtig, ohne überproduziert zu sein. Ein bißchen rauher Anstrich ist vorhanden – und das ist gut so weil es zu Attitüde und Sound passt.

Seit dem letzten Album sind fünf bewegte Jahre vergangen, in denen man auch mehr oder weniger freiwillige Besetzungswechsel zu verarbeiten hatte. Aber soviel sei vorab gesagt: Die rollenden Panzer auf dem Albumcover stehen sinnbildlich nicht nur für die Musik, sondern auch die gewachsene Einheit, die hier sprichwörtlich alle Feinde ihres mächtigen Todesmetalls zu überrollen gedenkt. Die Power ist da, aber die wirklich großen Momente fehlen. Die Riffs sind düster, die Growls derbe, das Tempo variiert, ist von einigen Ausreißern abgesehen eher im mittleren Bereich angesiedelt. Das ist nicht per se schlimm, hat aber durch den vor allem im mittleren Teil des Albums ab und an fehlenden Abwechslungsreichtum leider auch seine Längen. Aber es gibt auch Ausnahmen, die wieder etwas Interesse wecken. ‚Rapture and Disease‘ beispielsweise, daß zu Beginn deftigstes Bass-Geballer bietet und den Rhythmus in eine groovigere Richtung als im Mittelteil variiert. Warum sich die Herren den Hit des Albums für das Ende aufgespart haben. Vom stimmungsvoll-schaurigen Intro ‚The Tank‘ eingeleitet, bietet ‚Bloodstorm‘ mehr echte Gefühle, mehr Brutalität, mehr unerbittlich-fräsende Riffs. Da fragt man sich unwillkürlich, ob nicht noch zwei, drei Songs in dieser Kategorie möglich gewesen wären. Die Bewertung wäre sicherlich um einiges besser ausgefallen. So bleibt zu den rollenden Panzern von Weak Aside zu sagen, daß Album Nummer drei ein überdurchschnittliches Death-Metal-Album mit starken Oldschool-Anleihen und eigenen Akzenten ist, das Fans von Bolt Thrower, Gorefest und Konsorten sicher mögen werden. Ein Kracher wie die Alben der Labelkollegen Deserted Fear oder Chapel of Disease ist „The Next Offensive“ aber nicht geworden. Vielleicht waren meine persönlichen Erwartungen auch zu hoch.

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