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The Key

Wow, ein Klassiker des Progmetals, ein Album für die Ewigkeit, eine Platte, die jeder Progger im Schrank stehen haben sollte. Gemeint ist damit nicht „The Key“, sondern „Operation: Mindcrime“, das legendäre Queensryche-Album von 1988. Vor rund zwei Jahren verließ Queensryche-Frontmann Geoff Tate bekanntlich im Streit seine alte Band und startet nun mit seiner neuen Truppe durch: Operation: Mindcrime nennt er in Anlehnung an den großen Klassiker seine Band, und mit dem Debütalbum „The Key“ stellt er sich der Herausforderung, auch ohne den Namen Queensryche gute Musik machen zu wollen. Operation gelungen – Patient tot? Nein, ganz so schlimm ist es zum Glück nicht, aber leider haben sich Tate und seine Mannen dennoch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, denn unterm Strich kann ‚The Key‘ die hohen Ansprüche an dieses Album nicht erfüllen.

Aber der Reihe nach. „The Key“ bietet spannende Elemente und ein paar wirklich überzeugende Songs. Ein atmosphärisches Intro mit flüsternden Stimmen und sich langsam aus der Stille schälenden Gitarren fesselt gleich zu Beginn. Kelly Gray an der Gitarre stand früher ebenfalls bei Queensryche am Sechssaiter und liefert auch hier immer wieder solide Powerchords und ein paar feine Soli ab. So geht auch der folgende Track ‚Burn‘ mit treibendem Rhythmus ins Ohr, aber zum ersten Mal wird doch schmerzlich klar, dass Geoff Tate stimmlich einmal mehr drauf hatte. Vergessen ist das aber schnell bei ‚Re-Inventing The Future‘, dem frühen Highlight des Albums. Der tighte Song hätte tatsächlich seinerzeit auch gut auf das Mindcrime-Album von 1988 gepasst. Hier überzeugt der Gesang, hier wecken die knackingen Riffs Erinnerungen an ‚Walk In The Shadows‘, ‚The Mission‘ oder andere Queensryche-Hits. Aber leider sind die ersten drei Titel dann auch die Höhepunkte des Albums, das danach spürbar an Fahrt und Spannung verliert und gefährlich in die Mittelmäßigkeit abdriftet. ‚Ready To Fly‘ plätschert vor sich hin, auch wenn ein paar harte Riffs und Keyboardspielereien kurzzeitig für Aufhorchen sorgen.

Musikalisch wird immer mehr auf neuen Pfaden gewandelt, werden bei ‚Life Or Death‘ und ‚The Stranger‘ ein paar Nu-Metal-Attitüde eingestreut, während bei ‚Hearing Voices‘ eher Alternative Rock im Vordergund steht. Stilwechsel und Experimente sind ja gerade im Prog durchaus interessant, aber das Songwriting wirkt hier unfertig, und die Titel sind nach dem Durchhören wieder vergessen. Das wäre für ein Debütalbum eines aufstrebenden jungen Künstlers nicht schlecht, ist aber für einen Star wie Geoff Tate einfach nicht genug. Und wenn er sich im dumpf dröhnenden ‚The Stranger‘ zudem noch im Rappen (!) versucht, wirkt dieser Versuch vollkommen fehl am Platz und verursacht Stirnrunzeln, aber keine Begeisterungsstürme. Später wird es mit eingestreutem Saxophon überraschend jazzig, aber dennoch bleibt die Musik unerwartet emotionslos und leider auch belanglos. Was darf man also von Geoff Tate erwarten? Solide moderne Rockmusik, technisch sauber präsentiert, inhaltlich leider nicht immer überzeugend und teilweise sogar unfreiwillig komisch. Für eine der einmal ganz großen Stimmen im Metal ist das zu wenig. Dafür entschädigen die ersten drei Tracks aber auch mit Power und excellenter Darbietung. Wäre der Rest von „The Key“ ebenso überzeugend, dann hätten wir hier tatsächlich den legitimen Nachfolger der für den Bandnamen Pate stehenden Queensryche-Platte. So aber bleibt ein nettes Album, das für ein Debüt wirklich gut wäre, wenn da nicht ein großer Name hinter dem Projekt stünde. Der Patient ist zum Glück noch nicht tot, aber ganz so glimpflich ist diese Operation nicht verlaufen. Gute Besserung!

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