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The Heart Is A Monster

Es gibt Bands, deren Alben schießen jährlich wie Pilze aus dem Boden und sie würden diese Frequenz wahrscheinlich noch erhöhen, wären sie nicht ständig auf Tour. Andere wiederum schöpfen ihre Kraft aus langen kreativen Pausen. Und dann gibt es da noch Failure, die ganze neunzehn Jahre für diesen Prozess benötigen. So lange hat es nämlich bis zur Veröffentlichung der neuen Platte ‚The Heart Is A Monster‘ gedauert, mit der wohl kaum noch jemand gerechnet hatte. Im Zusammenhang mit dem Bandnamen verleitet das schon zu einem hämischen Grinsen. Noch irrwitziger als die ohnehin schon lange Wartezeit, ist jedoch der Umstand, dass es sich bei ‚The Heart Is A Monster‘ nicht nur um einen Nachfolger der letzten Platte ‚Fantastic Planet‘ handelt, sondern um eine direkte Fortsetzung derselben. ‚Thematisch haben wir uns vom äußeren Weltraum von ‚Fantastic Planet‘ hin zum inneren Raum bewegt‘, so Bassist Greg Edwards in einem Interview.

Mit diesem Wissen ist es auch nicht mehr verwunderlich, dass das Album unmittelbar mit einem Zwischenstück beginnt – ‚Segue 4‘. Der erste richtige Titel heißt ‚Hot Traveler‘, wirkt aber trotz des Namens etwas träge und wenig beschwingt. Mit ‚A.M. Amnesia‘ nimmt die Scheibe an Fahrt auf und unterhält von da an gut bis zum Schluss. Stilistisch erinnert der Sound sehr an Bands wie Foo Figthers, Soundgarden, Depeche Mode und hin und wieder ein bisschen an Tool. ‚Counterfeit Sky‘ kommt nach einem eher unscheinbaren Strophen-Riff urplötzlich mit einem unheimlich eingängigen Refrain um die Ecke, der einen noch eine Weile lang begleitet. Ähnliches gilt für den mit Elektro-Klängen untermalten Song ‚Fair Light Era‘. Hier deutet sich jedoch schon im Build-Up während der Strophe die fulminante Krönung an. Positiv hervorzuheben ist zudem der angenehm knorrige Bass, der vor allem in ‚Atom City Queen‘ und ‚Petting The Carpet‘ heraussticht. Etwas aus der Art schlägt die Pianoballade ‚Mullholland Dr.‘, die so schräg anmutet wie der gleichnamige Film. Nach über einer Stunde Laufzeit endet die Scheibe wie sie begonnen hat – mit einer Überleitung. Deutet dies etwa auf eine Fortsetzung hin? Wenn ja, hoffen wir, dass diese nicht weitere neunzehn Jahre auf sich warten lässt.

‚The Heart Is A Monster‘ ist Musik, mit der man wunderbar abdriften kann. Kopfhörer auf, Augen zu und mitreißen lassen. Man muss sich jedoch darauf einlassen, denn es braucht ein wenig, um die leicht melancholischen, immer wieder von Übergängen unterbrochenen Melodien zu verinnerlichen. Atmosphärisch knüpft das neue Album direkt an seinen Vorgänger an, so dass der Eindruck entsteht, bei ‚The Heart Is A Monster‘ handele es sich in der Tat um eine lange verschollene Seite B zu ‚Fantastic Planet‘. Da die Band in den Neunzigern nie so recht auf dem europäischen Markt Fuß fassen konnte, dürften viele damit allerdings gar nichts anfangen können. Leider, denn es handelt sich um eine echte Perle des Nischenrocks. Wer sich mit der leicht bedrückenden Grundstimmung und einigen elektronisch unterlegten Passagen anfreunden kann, für den ist die Platte ein echter Geheimtipp. Am besten im Doppelpack mit ‚Fantastic Planet‘.

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