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The Great Divide

Millennial Reign, ursprünglich als Soloprojekt von Aska-Gitarrist Dave Harvey ins Leben gerufen, brachte bereits zwei Jahre nach dessen Gründung in 2012 die erste Albumfrucht. Auf das unter einem Independent-Label erschienen Debut folgte dann erst drei Jahre später unter Ulterium Records der Nachfolger „Carry the Fire“. Ein Album, das zumindest im Melodic-Metal-Sektor für Aufsehen sorgte: Der streckenweise stark an die alten Queensrÿche und Crimson Glory angelehnte Sound weiss zu überzeugen, sofern man dem Album ein paar Durchläufe gönnt und sich darauf einlässt.

Wieder drei Jahre später präsentieren sich Millennial Reign nun mit dem dritten Longplayer „The Great Divide“. Dabei hat Dave Harvey seine Band seit dem letzten Album komplett umgekrempelt und präsentiert sich mit neuen Leuten an Bass, Drums und Mikro. Und das hört man dem Album sofort an. Mit der Vorab-Single „Break the Tide“ verpassten sie nämlich der traditionellen Metallergemeinde schon mal ein breites, erfreutes Grinsen. Da kündete sich ein regelrechtes Brett der traditionellen Metal-Schmiede an. Tatsächlich halten Millennial Reign ihr Versprechen, das mit der Single eindrücklich gegeben wurde, über die gesamte Albumlänge, das im Übrigen auch von der Spielzeit traditionell kurz ausgefallen ist. Musikalisch bewegt man sich nach wie vor im Bereich des US Metal. Und man hört die Paten Queensrÿche und Crimson Glory deutlich heraus und streckenweise erinnert das Ganze sogar wie eine gute Version von Fifth Angel, jedoch ohne ein billiges Plagiat abzuliefern.

Das Songwriting ist gegenüber dem zweiten Album „Carry the Fire“ wieder eingängiger geworden und lehnt sich eher am Debut an, handwerklich allerdings massiv verbessert. Doch wo Licht ist, ist leider auch Schatten. Dieser Schatten entpuppt sich zwar als nebensächliches und unwesentlich erscheinendes Keyboard, droht damit aber streckenweise ein grossartiges Album ernsthaft zu ruinieren. Selbst beim dritten, vierten Albumdurchlauf, und sogar wenn man versucht, dieses aufdringliche und deplatzierte Geklimper zu ignorieren, bleibt es störend. Da stellt sich unweigerlich die Frage, was sich der Produzent genau dabei gedacht hat … Wollte er damit einem traditionellen Sound eine moderne Note verleihen? Jedenfalls fachgerecht klingt es nicht. Wirklich schade, denn das Album strotzt von tollen, abwechslungsreichen Songs mit eingängigen Melodien. Handwerklich und von der Stimmung her könnte es direkt aus den 80ern entsprungen sein und ist zudem rundum klar und druckvoll produziert: Die Drums treiben wohltuend, der Bass pumpt dezent und umso dynamischer, die Gitarren sägen angenehm, der Sänger passt perfekt und ist mit seiner emotionsgeladenen Stimme jederzeit auf der Höhe des Geschehens, und das Keyboard … ach – nein, so dann lieber ohne.

Dennoch bleibt die Tatsache, dass „The Great Divide“ kompositorisch ein Klassealbum mit herausragenden Songs geworden ist, das aber produktionstechnisch Abstriche in Kauf nehmen muss. Wen das nicht stören sollte, der dürfte sich an einem tollen Melodic Metal Album freuen.

Anspieltipps: ‚Break the Tide‘, ‚More than Scars‘, ‚Imagine‘, ‚The Day the Sun stood still‘

(geschrieben von Rosario Fazio)

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