THE DAMNED – Darkadelic
Welche Band auf eine 48jährige ununterbrochene Historie zurückblicken kann, die werfe den ersten Stein. Oder so. The Damned stehen über solchen Dingen, sie machen einfach Musik, die ihnen gefällt, die sie für relevant halten. Schaut einer auf die meist ausverkauften Konzerte, fahren sie mit dieser Einstellung sehr gut. Dies ist auch das Pfund, mit dem sie wuchern können, ihre Einstellung zur Musik, zum Business und sich selber. Mal mit einem verächtlichen und mal mit einem wohlwollenden Seitenhieb, nie selbstgerecht und trotz ihres Status’ nahbar und weit davon entfernt, Rockstars zu sein. So lebt ihr Vermächtnis weiter auf ihrem – erst – zwölften Studioalbum „Darkadelic“ (earMUSIC).
Zwölf neue Songs, die Begeisterung, Verwunderung, Anerkennung, Zweifel, Jubel und auch Ablehnung hervorrufen werden. Von gesetzten, aber mitreißenden Punk Rock Songs wie ,Beware Of The Clown‘ bis hin zu theatralischen Gothic-Schinken wie ,Roderick‘ gibt es die volle musikalische Bandbreite des Londoner Quintett, ob wir das wollen oder nicht. Gediegene Dark Rock Stücke wie ,From Your Lips‘ wird der Punk Rocker verächtlich überspringen, der Gruftie wird hingegen einen flotten Rocker wie ,Motorcycle Man‘ negieren. Dave Vanian, Captain Sensible und Co. interessiert das wenig, möchte man meinen. Mit ,Bad Weather Girl‘ haben The Damned sogar einen herrlich rockigen Hit mit einem wunderschönen Refrain und einem Jimmy Page-Gedächtnis-Solo gezaubert.
Wahnsinniges Klimpern – durchgeknalltes Trommeln
Wer einen Blick auf die Songwriting Credits wirft, der wird verwundert sein, dass ein vermeintlich klischeehaftes Lied wie ,Wake the Dead‘ mit seinem ,Eloise‘-Bombast aus der Feder Sensibles stammt, ein Up-tempo-Song wie ,The Invisible Man‘ dagegen nicht nur die grandiose Stimme, sondern auch die unerwartete Handschrift Vanians besitzt. Aber es sind nicht nur die beiden Originalmitglieder, die den Songs zu dem Ausdruck verhelfen, den sie jeder einzeln definitiv inne wohnt. Tastenteufel Monty Oxy Moron und Paul Gray sorgen viellicht sogar für den Input, der die jeweiligen Songs nicht zu reinen Egotrips macht.
So gekonnt geschrieben und souverän produziert die neuen Songs dar stehen mögen, sie haben ihre Ecken und Kanten, unwiderstehliche Harmonien und nervenden Pathos, humorvolle Lyrik und dick aufgetragenen Tasteneinsatz. Sie überschreiten aber nie die Grenze zum comichaften oder lächerlichen. In ihrer Gesamtheit sind sie weder ein „Damned Damned Damned“, noch ein „Phantasmagoria“ oder „Grave Disorder“ noch ein „Evil Spirits“. „Darkadelic“ ist ein The Damned-Album, ganz klar, eindeutig, nicht mehr und nicht weniger, nur eben ein bißchen … „Darkadelic“. Und das ist auch gut so!
Bewertung: 2+