Tell-Tied Hearts
Dunwich – das ziemliche Gegenteil von Moskau, der Heimatstadt der Band desselben Namens, die mit „Tell-Tied Hearts“ ihr Debutalbum vorlegt.
Dunwich, das kleine gottverlassene, horrorüberladene Dorf aus den Werken von HP. Lovecraft und der gigantische Moloch Moskau haben aber vielleicht doch etwas gemein – und das ist eine intensive Düsternis, und genau dieser nimmt sich die Band an.
Mit dem fantastischem weiblichem Gesang, der zwischen Rockröhre, gutturaler Beschwörungslitanei und schwarzmetallischem Gekrächze alles auslotet, was so geht, hat die Band einen völlig überzeugenden Trumpf, der vom ebenfalls sehr starken Keyboardspiel genial unterstützt wird. Der Gruselfaktor ist hoch, die Düsternis allumfassend, die Traurigkeit schmerzvoll und tragisch. „Tell-Tied Hearts“ ist ein zutiefst trauriges, melancholisches Werk.
Es gibt mit „Mouth Of Darkness“ auch einen Rausschmeißer, aber die meisten Stücke sind äußerst zähflüssig, effektlastig und doomig- schwer. Fans von Myrkur oder Chelsea Wolfe die sonst aber eigentlich härteres Material hören, werden hier genauso glücklich wie Black Sabbath-Junkies. Für ein Debut ist das hier erstaunlich ausgereift, intensiv und – auf langsame Art – mitreißend.
Die Stücke bewegen sich außer dem abschließend überlangen, sehr Alcest-lastigen „The Sea“ im genreüblichen 5’30-Bereich. Diese werden mit häufig langatmigen Passagen gefüllt, die der Hypnotik aber keinerlei Abbruch tun. Einen Ausfall gibt es nicht, alle Songs entwickeln einen langsamen, aber unwiderstehlichen Sog in ein schwarzes Loch, aus dem keine Hoffnung klingt. „Wooden Heart“ und „Mouth Of Darkness“ sind mit das Beste an Songs, was das Genre in diesem Jahr hervorgebracht hat. Sehr sehr schön.