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Future Hopes

Neues Album, neue Sängerin – so schon seit Jahren das Motto der Norweger White Willow. Mit Venke Knutson haben sich die Proggies nun eine in ihrem Heimatland bereits recht bekannte Popsängerin ans Mikro geholt, die in den 00er Jahren einige Top Ten-Erfolge gelandet hat. Aber keine Angst, schmissige Popsongs bieten White Willow auch auf „Future Hopes“ noch lange nicht. Nach wie vor regiert eine ruhige, melancholische Mischung aus typischem, angefolktem Skandi-Retroprog und Elementen aus der New Artrock-Ecke, wie auf dem Vorgänger bisweilen gemischt mit etwas härteren Gitarren, ohne aber auch nur ansatzweise in den Progmetal-Bereich abzugleiten.

Die Stimme von Venke Knutson ist hierbei durchaus ein Merkmal, an dem sich die Geister scheiden könnten. Ihr meist eher kindlich anmutendes Timbre passt einerseits definitiv zum etwas versponnenen Songmaterial und hat durchaus jede Menge Flair, bedient aber eben auch alle Klischees über Elfengeträller im Sympho-Prog-Bereich. Als Vergleich könnte man hier Candice Night oder noch mehr Hannah Stobert nennen, die mit Steve Rothery seinerzeit als The Wishing Tree zwei reichlich unbeachtete Alben veröffentlicht hatte. Der Rest der Band agiert eher unauffällig, was auch für die Kompositinen gilt. Die beiden Longtracks ‚In Dim Days‘, ein getragener Elfminüter, dessen Soloteil an die ganz frühen Manfred Mann’s Earth Band erinnert und das 18minütige ‚A Scarred View nehmen nicht nur 3/4 der Gesamtspielzeit ein, sondern ragen auch aus dem Rest des Materials ein gutes Stück heraus. Mit ‚A Scarred View‘ und seinen an Siebziger-Jahre-Filmmusik erinnernden Soundscapes klingen White Willow auch phasenweise dem Postrock von Sigur Ros und Konsorten verwandt, auch wenn die sich freilich nie solch zu einem langgezogenen, floydigen Gitarrensolo hinreißen lassen würden. In Verbindung mit den Moog-, Mellotron- und Hammond-Sounds denkt man unwiederuflich dann wieder an Earth Band-Alben wie „Solar Fire“ und „Messin'“. Da man diese Assoziation in den letzten Jahren nur bei wenigen Scheiben hat, wirkt das auf jeden Fall schon mal sehr sympathisch und durchaus originell.

Das Kernalbum läuft leider nur 39 Minuten, aber einige Ausgaben enthalten mit dem Scorpions-Cover ‚Animal Magnetism‘ (!!! – mit doomigen Gitarren und Old-School-Blubber-Sequencer, sehr The Gathering-mäßig arrangiert) und dem Piano-getragenen Instrumental ‚Damnation Valley‘ noch zwei Bonusstücke, die allerdings eben genau das sind: Dreingaben, die man wohl ganz gut hören kann, aber nicht unbedingt die Butter vom Brot ziehen. Aber auch trotz der Kürze sind White Willow mit ihrem von einem typischen Roger Dean-Artwork verzierten neuen Album durchaus eine interessante Anlaufstelle für Progger, die es gerne ruhig, melancholisch und versponnen mögen.

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