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Tattoo You (40th Anniversary)

 

Wir schreiben das Jahr 1981. Die schon damals gefühlt uralten Stones (sie waren Ende 30!) sind auf Welttournee. Die Plattenfirma macht Druck – ein neues Album muss her. Aber wie? Ein Glück, dass in den Archiven noch unendlich viel Material schlummert, das nur gesichtet und gehoben werden muss. Dieser Schnüffelei verdanken wir „Tattoo You“ (Universal Music Group), das in diesen Tagen seinen 40. Geburtstag feiert und nun in einer frisch gemasterten Version veröffentlicht wird – in der Deluxe-Version angereichert mit weiteren Outtakes und einem Konzert-Mitschnitt der dazugehörigen Tour.

Das ikonische „Start Me Up“ eröffnet die Scheibe. Ein typisches Keith-Riff startet den Song und seither viele Konzerte. Klassischer kann eine Stones-Nummer kaum sein. „Hang Fire“ mit seinen DooDoo-Gesängen und einem minimalistischen Solo, für das die meisten Gitarristen in den meisten Bands ausgelacht worden wären, kommt in wenig mehr als zwei Minuten auf den Punkt.

Da die Worte „Tits“ und „Ass“ mindestens auf dem prüden amerikanischen Markt schwierig zu verkaufen gewesen wären und es mit Sicherheit zu schwarzen Balken auf dem Cover geführt hätte, nennt Keith Richards den knarzigen Rocker zur Sicherheit „Little T&A“, krächzt aber trotzdem auf seine unnachahmliche Art „The Bitch Keeps Bitching“.

Im Falsett singt Jagger das ruhige „Worried About You“, während er sich am Elektro-Piano begleitet. Einen klassischen 12-Takter inklusive Blues-Harp und schleppendem Gesang zeigt die Band auf „Black Limousine“ in ihrer Parade-Disziplin. Das Lied hätte auch auf das 2015´er „Blue & Lonesome“ gepasst.

Mit der herzzerreißenden Ballade „Waiting On A Friend“ endet „Tattoo You“. Hier zeigen sich Mick´n´Keef noch einmal von ihrer freundschaftlichen Seite, bevor die Band wenige Jahre später beinahe am Ego von Jagger und seiner Solo-Karriere zerschellt wäre. Fun Fact: Ex-Gitarrist Mick Taylor musste sich, sieben Jahre nach seinem Ausstieg, seine Credits (und die Zahlungen) mühsam nachträglich einholen.

Andere Truppen wären froh, wenn sie solche Werke überhaupt zu Stande bringen, die bei den Stones eigentlich Ausschussware waren.

Für langjährige Fans dürfte insbesondere die Bonus-CD „Lost & Found: Rarities“ der entscheidende Kaufanreiz sein. Neun verschollene Aufnahmen, z.T. erst im letzten Jahr fertiggestellt, lassen das Sammlerherz höherschlagen. Nicht alle Titel braucht es, teilweise erinnern die Tracks an Studio-Jams zum Warmspielen. Hervorzuheben sind aber „Living In The Heart Of Love“ und „Trouble´s A Comin“. Kurios ist eine Frühfassung von „Start Me Up“, die in dieser Version sicherlich kein Hit geworden wäre. Der Konzertmitschnitt ist auch eher für Jäger und Sammler geeignet, zwei andere Mitschnitte dieser Tour sind erst in den letzten Jahren veröffentlicht worden.

Wer „Tattoo You“ schon im Schrank hat und sich nicht für Absurditäten und Besonderheiten interessiert, kann sein Geld für das schon lange angekündigte neue Album sparen. Für alle anderen Fans gilt: dringende Kaufempfehlung!

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