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Swimming Lessons

Schwimmen will gelernt sein. Eine Fähigkeit, die man wie das Rad fahren nur schwierig erklären oder beibringen kann. Sobald man sie jedoch einmal verinnerlicht hat, lässt sie einen das ganze Leben über nicht mehr los. Die Frage ist dann nur noch: wann setzt dieser Knackpunkt ein? Auch das Songwriting ist eine Fähigkeit, die bei vielen kreativen Musikern selbstverständlich zu sein scheint. Dabei bedarf es auch hier an Übung, Zeit und Reife, bis der Knackpunkt überwunden ist.

Bei Camp Claude ist dieser noch nicht erreicht. Das internationale Trio versucht mit ‚Swimming Lessons‘, Genregrenzen verschwinden zu lassen und eine Mixtur aus Klängen zu schaffen. Das gelingt ihnen mit dem Debütalbum auch. Die Qualität lässt allerdings zu wünschen übrig. Gleich zu Beginn irritiert ‚Hurricanes‘ mit verschrobenem Rhythmus, darauf folgen langweilige Abklatsche von frühem 2000er-Pop – der mit Abstand schlechtesten Phase der Musikgeschichte – mit nervigen Sprechgesang-Einwürfen und trockenen, uninspirierten, monotonen Melodien. Hier taucht mal ein wenig Punk, da mal dreckigere Synthies oder aber Girly-Rock auf. Alles wirkt allerdings nicht zu Ende gedacht und unvollkommen.

Die Band selbst behauptet,

‚elektronische Musik soll wieder in etwas Spontanes verwandelt werden‘

. Da bleibt wohl wenig Zeit, sich etwas Mühe für Melodiegestaltung, Emotionen oder Arrangements der Instrumente zu machen. Man kann ihnen nicht abschlagen, dass ihre Musik abwechslungsreich sei. Und tatsächlich tummelt sich auf der Platte mit ‚All This Space‘ ein echt starker Song, bei dem die sphärische Komponente von Gesang und Synthie-Teppich mit schlichtem Beat und einer sehnsüchtigen Gitarre gut harmonieren. Und auch der Track ‚Swimming Lessons‘, der dieser Kombination noch einen Rap hinzufügt, sodass ein nostalgischer Sound Richtung Bloodhound Gang fusioniert mit einer Schuppe von Arcade Fire entsteht.

Die restlichen neun Songs hätten noch etwas Zeit, etwas Reife benötigt. Camp Claude definieren ihre Musik selbst noch als eine

‚aktive Baustelle‘

, weshalb man ihnen das über weite Strecken doch anstrengende Album mit zwei zugekniffenen Augen verzeihen kann. Ihre ‚Swimming Lessons‘ haben noch nicht zum Rettungsschwimmer gereicht. Eher zum Bronze-Abzeichen.

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