Summer Breeze 2014 – MMM – Metal, Matsch und Met Teil 2
„Freitag: Ja, genau das war der Tag, auf dem zumindest die whiskey-soda.de Redaktion gewartet hatte. Der Blick aus dem Zelt morgens war jedoch alles andere als erfreulich. Graue Wolken und ein für die Jahreszeit „eisiges“ Wetter erschwerten das Aufstehen und ermunterten eher zum „nochmals im Schlafsack Umdrehen“. Aber der Presseservice des Summer Breeze (an dieser Stelle ein riesen Lob, das hat echt Spaß gemacht, so viel Freundlichkeit und Gelassenheit hat man selten auf Festivals: DANKE!) mit seinem Kaffee gab ein klares Ziel vor. Nach Vorbereitungen für die Interviews und Terminabsprachen fingen pünktlich mit Einsetzen des Regens die ersten Bands zu spielen an. Vom Wetter lässt sich aber kein Metaller abschrecken, insofern gab es reges Treiben auf dem Gelände, während Crucified Barbara auf der Main Stage ein solides Set zum Besten gaben. Trotz guter Line-Up’s auf den anderen Bühnen war dieser Tag von Bands der Main Stage geprägt. In Reihenfolge spielten Primal Fear, J.B.O. (danach lief ein jeder mit rosa aufgeblasenen Baseball-Keulen rum), Gamma Ray, Carcass und als Headliner des Tages Machine Head. Für Fans des klassischen Metals, benötigte man gar kein Wechsel zu anderen Bühnen. Gamma Ray setzten auf Punkt, Satz, Sieg und spielten als aller erstes ‚Avalon‘. Damit war die Stimmung der Fans schon auf dem Höhepunkt und so erlaubte sich die Band ‚I Want Out‘ als Reggae-Version zu spielen. Nun ja, das mag Geschmackssache sein, einigen Fans war das offensichtlich nichts, der Rest feierte mit, immerhin war davor mit J.B.O. ja auch kein „wahrer“ Metal am Start gewesen.
„Widmen wir uns dem Headliner Machine Head. Ja aber hallo? Nicht nur, dass die Herren kein bisschen an Energie verloren haben, im Endeffekt sind und bleiben Machine Head so ein bisschen Everybody’s Darling, und das mittlerweile auch zurecht. Sie überzeugten live genau so gut wie auf ihren Studioalben. Derbstes Gedresche steht der Band genauso gut zu Gesicht wie die klassischen Midtempo-Stücke, die wirklich jeden noch so phlegmatischen Hörer zum Mitbangen zwangen. Und so konnte man gut 80% aller Festivalteilnehmer an diesem Abend genau bei dieser Band sehen. Dazu ein tolles Set:
Imperium
Beautiful Mourning
Locust
The Blood, the Sweat, the Tears
Ten Ton Hammer
Darkness Within
Bulldozer
Killers & Kings
Davidian
Aesthetics of Hate
Old
Intro (Our Darkest Days) (Ignite cover) (with Zoli Teglas)
Bleeding (Ignite cover) (with Zoli Teglas)
…und am Schluss: Halo !!!! Jaaaa, der beste Abschluss des Tages.
Aber whiskey-soda ist eben nicht nur ein Metalmagazin. Also trieb es uns um. Auf der Pain Stage gab es erstklassigen harten Sound mit Benediction, Ignite und Hypocrisy, wobei Ignite live sehr überzeugen konnten. Vor der T-Stage dagegen war es leider sehr übersichtlich. Anneke van Giersbergen konnte mit ihrem solo-alternative-pop-Geklimper nicht begeistern. Sicherlich eine tolle Frau und eine tolle Stimme, aber was sie musikalisch ablieferte war eindeutig für ein Metal-Festival nicht geeignet. Nun denn, ein paar Fans waren ja dennoch da. Maroon, Insomnium und Einherjer hatten dafür ihre Fanbase auf dem richtigen Festival getroffen und spielten souverän ihre Sets. Insomnium, die ab und an einen Live-Gig versemmelten, konnte an diesem Abend aber ein gutes Set darbieten und eine schöne Dynamik mit ihrem Publikum erzeugen. Einzig der Sound in diesem Zelt ist definitiv verbesserungswürdig. Ohne viel Alkohol war er teilweise unerträglich. Übersteuerung an der Tagesordnung, Rückkopplungen und dröh-nende Bässe, was natürlich auch an den akustischen Eigenschaften eines Zeltes liegen könnte.
Schnell noch die Highlights der kleinen aber feinen Camel-Stage für diesen Tag: Motorjesus und Lay Down Rotten.
Samstag: Nach dem grandiosen Freitag blieb die Stimmung in der Redaktion etwas gehalten, was den Fans des Festivals nichts ausmachte. Sicher, es gibt immer mal Leute, die schon vor Ende des Festivals heimfahren. Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen. whiskey-soda.de hatte eh noch ein paar Interviews, also aufgerafft und los, allerdings hielt es uns vorwiegend an der Mainstage.
„Immerhin gab es trotz einigen kleinen Regenschauern endlich mal wieder Sonnenschein. Da lacht auch das Gemüt des Festivalbesuchers. Highlights der Mainstage an diesem Tag waren unter anderem Thyrfing, die gewohnt mit Ketten, Leder und Kunstblut die Bühne betraten. Der Sound der Main-Stage war gut und so konnte das Geschmetter der Band brachial ans Publikum übermittelt werden. Alt-Death-Metal-Veteranen Obituary konnten dagegen nicht wirklich überzeugen, sie sind eben in die Jahre ge-kommen. Dazu kamen noch ein recht mieser und vor allem übersteuerter Sound und das auf der Main-Stage. Wer da wieder an den Reglern saß?
Wechsel – Pain-Stage: Hier wurde es melodischer mit den Power-Metal-Schwaben Brainstorm. Ohne viel Aufsehen wurden alt bekannte Klassiker gespielt, die die Menge begeistert zum Mitsingen animierte. So ist das eben auf Festivals, da zählt Stimmung, statt neue Werke zu präsentieren.
Wieder Wechsel – T-Stage: Rotting Christ. Die Griechen hatten, wie fast alle Bands auf dieser Stage, mit Soundproblemen zu tun. Dies hinderte die Herren nicht, ihren Auftritt durchzuziehen. Für die T-Stage war die Halle relativ voll, allerdings konnte nicht von mitreißender Stimmung gesprochen werden. Vielleicht lag es daran, dass Rotting Christ viele aktuelle Songs spielten, was bei den letzten Gigs eigentlich nicht der Fall war. Insgesamt aber ein professioneller Gig mit großer Fanbase.
Mit großer Spannung wurde dann der Auftritt von Tarja (Ex-Frontfrau von Nightwish) auf der Mainstage erwartet. Sound, Auftreten, Performance…alles stimmte. Alles in Perfektion. Voller Energie ging Tarja auf die Bühne lieferte eine exzellente Show ab. Als Solo-Star schien sie besser „aufzublühen“ als bei Nightwish-Gigs. Sie nahm sowohl die Bühne als auch das Publikum für sich ein, dabei galt es gewiss auch mal das Augenmerk auf Drummer Mike Terrana (Ex-Rage, u.a. noch bei Axel Rudi Pell, Masterplan, Savage Circus) zu richten, der mit seiner Perfomance einen nahezu in seinen Bann zog. Schlagzeug in Perfektion mit Show und Leidenschaft. Ein Duo, das seinesgleichen sucht. Sicherlich muss angemerkt werden, dass die Songs von Tarja sehr gewöhnungsbedürftig sind und mehr an klassische Musik mit Rockelementen erinnert, statt Rockmusik mit klassischen Vocals. Wie dem auch sei, nach einem Outfitwechsel stand Tarja im Glitzer-BH auf der Bühne und zeigte mit ebenfalls alten Nightwish-Tracks wie beispielweise ‚Over The Hills And Far Away‘, dass sie die neue Metal-Diva sein möchte.
„Als nächster Headliner des gesamten Festivals kamen nun In Extremo auf die Bühne. Wie schon in der Vergangenheit fehlt es an den aus der Anfangszeit der Band grandiosen Showeinlagen. Trotz Pyro-Effekten kam bei ‚Mein Rasend Herz‘ so gar keine Stimmung auf. Ob das an den doch recht schlechten Alben in letzte Zeit lag, am Wetter, am Alkohol lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Immerhin: Ab den Klassikern wie ‚Vollmond‘ oder ‚Herr Mannelig‘ schlug die Stimmung dann doch noch zum Positiven um und die Menge kannte plötzlich kein Halten mehr. Na geht doch. Mit ‚Viva La Vida‘ gab es Crowdsurfing ohne Ende und den Ausklang fand die Band mit den Lieblinksstücken der Fans: ‚Spielmannsfluch‘ und ‚Ai Vis Lo Lop‘.
Setlist:
Mein Rasend Herz
Horizont
Zigeunerskat
Vollmond
Feuertaufe
Herr Mannelig
Viva La Vida
Unsichtbar
Gaukler
Liam
Himmel und Hölle
1Sängerkrieg
Frei zu sein
Belladonna
Spielmannsfluch
Ai Vis Lo Lop
„Widmen wir uns am Ende des Festivals noch den Thüringern Heaven Shall Burn, die als Headliner des Tages auf der Mainstage ihr bestes gaben: Was schon mal auffiel war eine gut durchdachte und in Szene gesetzte Lichtshow inklusive Pyrotechnik. Ebenfalls erwähnenswert der Bühnenaufbau: Die Kulisse erinnerte an eine Stadt und an derzeitige politische Krisenherde. Vermutlich in Anlehnung an ‚Final Resistance‘. Wie dem auch sei. Mit viel Kraft und Dynamik wurde hier Musik transportiert. Dazu kamen ein guter Sound und die kraftvolle Stimme von Markus Bischoff. Das in Summe gesehen ließ keinen Festivalbesucher mehr tatenlos rumstehen: Die Menge tobte. Das Set bestand aus bekannten Songs wie ‚Voice Of The Voiceless‘, ‚The Disease‘ oder ‚Trespassing The Shores Of Your World‘. Aber auch aktuelle Songs wie ‚Hunters Will Be Hunted‘, ‚Godiva‘ oder ‚Combat‘ wurden gespielt. Schön an diesem Gig aber auch die Ermahnung der Band auf Rücksicht im Circle Pit. Die Krönung des Abends…und für die Redaktion ein Highlight ohne Gleichen: Die Jungs spielten das Blind Guardian Cover ‚Valhalla‘. Und die Menge? Lagen sich tatsächlich in den Armen und sangen den Chorus mit. Der Hammer. Als der letzte Ton verklungen war fiel ein Banner mit einem Foto von „T“ herunter. Einmalig, Respekt, Großartig, was für ein Ausklang der Mainstage des diesjährigen Summer Breeze Festivals.
Setlist Heaven Shall Burn:
Counterweight
Land of the Upright Ones
The Omen
Combat
Voice of the Voiceless
Hunters Will Be Hunted
The Martyrs‘ Blood
Behind a Wall of Silence
Godiva
Black Tears (Edge of Sanity cover)
Awoken
Endzeit
Die Stürme rufen Dich
Of No Avail
The Weapon They Fear
The Disease
Trespassing the Shores of Your World
Valhalla
Fazit: Das Summer Breeze 2014 wartete mit einem grandiosen Line-Up auf. Auch wenn man wollte, konnte man gar nicht alle guten Bands live sehen, man musste sich zwingen, eine Entscheidung zu treffen. Musikalisch also ein voller Erfolg. Aber nicht nur da. Die Standards für ein Metal-Open-Air empfanden wir als ziemlich hoch. Trotzdem konnten sie gehalten werden. Angefangen über die hygienische Versorgung über gute Sanitäter bis hin zu einem freundlichen Personal (naja mit Ausnahmen in der Security, aber der Job ist ja auch nicht so angenehm). Essen- und Getränkepreise waren fair, vor allem im Vergleich zu ähnlichen Festivals. Für den ein oder anderen schlechten Sound kann der Veranstalter nicht wirklich was…also abgesehen von dem miesen Wetter dieses Jahr, ein tolles Festival. Ein großer Dank an die Veranstalter. Weiter so.
[i]Bilder: © whiskey-soda.de und Birger Treimer Photograpics für whiskey-soda.de[/i]