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Rock ’n‘ Roll Isn’t Boring, It’s You

Denkt man an Hamburg, ist die erste Assoziation trotz Kiez vermutlich eher nicht Punk, sondern Hafen, Große Freiheit, Pfeffersäcke und Fischbrötchen. Umso netter zu wissen, dass Bands wie Die Goldenen Zitronen, Montreal, Rantanplan und Slime ihren Ursprung in der Hansestadt haben. Die Newcomer-Combo No Sugar tritt mit ihrem Debüt-Album „Rock ’n‘ Roll Isn’t Boring, It’s You“ (Sabotage Records / Inhumano Records) nun an, diese Liste um einen Posten aufzustocken. 

Mit dem Opener „Time’s Up“ macht das Quartett direkt lautstark klar, dass es keinen Bock mehr auf Machotum, Sexismus und das Patriarchat hat: Wenn der feine Herr Kuchen möchte, soll er ihn sich doch gefälligst selbst backen, bellt Sängerin Faye Decay ins Mikro. Empowerment der diversen Geschlechter ist ohnehin der rote Faden auf „Rock ’n‘ Roll Isn’t Boring, It’s You“. Das mag nicht zuletzt der Tatsache geschuldet sein, dass sich die Bandmitglieder selbst nicht gerne in Schubladen stecken lassen – nachzuhören in „Pizza Girl*“.

Untermalt werden die direkten Piss-mir-nicht-ans-Bein-Texte von wohlig-schrammeligem Garage-Sound, der gerne in Indie-Gefilden wildert und aus den Gitarren rausdengelt, was geht. Doch No Sugar können auch zart und verletzlich, was sie mit „Suburban Shoes & First Band Blues“ unter Beweis stellen: Sehnsüchtig, aber ohne Schmalz juchzt Faye Decay ihren Text und erinnert dabei an die großartige Patti Smith.

Es wurden sicherlich schon musikalisch durchschlagendere Debüt-Platten veröffentlicht. Der Bonus von No Sugar ist definitiv ihr feinsinniger Humor beim Texten und die auf-die-Fresse-Attitüde, mit der der Hörerschaft die Songs entgegengerotzt werden. Die Band will nicht um jeden Preis gefallen, sie hat eine Message, und wer darauf keinen Bock hat, wird am Wegesrand zurückgelassen. Oder, wie sie es selbst in „Hidden“ formuliert: ‚This ship has sailed to sexier seas‘. 

 

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