Induction
Kommen drei Holländer, ein Tscheche und ein Deutscher in ein Musikstudio. Nein, wir fangen hier jetzt nicht an, schlechte Witze anstatt guter Artikel zu schreiben. Denn was Induction mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum auf die Beine gestellt haben, ist alles andere als ein Witz. Im Gegenteil – das Erstlingswerk der Mannen um Bandgründer Martin Beck ist ein wahrlich großes Album geworden. Vor allem, wenn man auf progressiven Powermetal mit symphonischem Touch wie Symphony X, Threshold, Angra, Vindictiv oder Eternity’s End steht.
Das symphonische Element beim Songwriting stammt vom französischen Komponisten Peter Crowley, dessen epische Fantasy-Musik der tschechische Gitarrist Martin Beck sehr bewundert. Ein Großteil der Kompositionen ist in Kooperation zwischen Beck und Crowley entstanden. Crowley ist kein Bandmitglied, zeichnet jedoch auch für die orchestralen Arrangements der Streicher und Chöre verantwortlich. Und von denen gibt es reichlich! Der deutsche Gitarrist Tom Hansen steuerte drei weitere Lieder zum Album bei: ‚The Riddle‘, ‚My Verdict‘ und ‚Sorrow’s Lullaby‘ tragen dessen „proggig-harte“ Handschrift. Die Dutch-Connection in der Band besteht aus der Rhythmusgruppe Werner Erkelens (Bass) und Sean Brandenburg (Schlagzeug) sowie Sänger Nick Holleman (Sinbreed, Powerized). Eine internationale, hungrige, talentierte und absolut schlagkräftige Truppe.
70 Sekunden schrauben sich Streicher, Bläser und Chöre beim instrumentalen Opener ‚Message in the Sand‘ in die Höhe, bis die Drums und Gitarren geradezu explodieren. ‚By the Time‘ ist eine Power-Metal-Hymne, bei der vor allem die teilweise fast thrashigen Drums herausstechen.
Bei ‚Pay the Price‘ liefern sich Violinen und Gitarren zu Beginn eine Art Saitenduell, der Chorus und die hohen Stimmlagen von Hollemann gehen geradewegs ins Innenohr. ‚Hiraeth‘ transportiert die Stimmung des besungenen Heimwehs sehr gelungen. ‚Mirror Make Believe (My Enemy)‘ entstand unter Mitwirkung von Kai Hansen – und die Verehrung für die frühen deutschen Pionierleistungen im Power-Metal-Genre ist damit fett unterstrichen. ‚At the Bottom‘ erinnert mit seinen Violinen und Gitarren teils sogar an die Klassik-Popper Rondo Veneziano – aber der nächste Angriff von Doublebass-Drums ist immer nur einen Augenblick entfernt.
Induction bewegen sich oft haarscharf an der Grenze zum Pathos, oft lösen die Melodielinien ein wohlig-nostalgisches Gefühl aus, das man das doch irgendwie kennt. Aber immer findet das Quintett wieder ein Ausrufezeichen, einen unerwartet heftigen Drum-Beat, ein schickes Solo, Growls (‚My Verdict‘) und vieles andere und lockert das Gesamterlebnis wieder auf. Das Album ist frisch und variantenreich, bindet aber sehr gekonnt bekannte Elemente und Momente ein. Elf Songs mit einer knappen Stunde Laufzeit lassen unsagbar viel entdecken.
Nach Silver Bullet und Northtale liefern Induction das dritte unglaublich packende, progressive Power-Metal-Album des Jahres ab. Das alles auch noch ohne die Unterstützung eines Labels in reiner Eigenregie! Das ist eine glatte 1 – daran führt kein Weg vorbei.
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