FUCKING ANGRY – …Still Fucking Angry!
Wer an Genres glaubt, der wird oft als Schubladen-Denker und engstirnig abgetan. Oft sind Genres aber auch der Inbegriff eines ganz bestimmten Musikstils und der Haltung oder auch der Klischees dahinter. New York Hardcore steht für Tattoos und Macho-Gehabe oder Straight Edge, ’77 Punk für die Geburtsstunde des Punkrocks in England, Deutschpunk für Anarchie, Parolen und Saufen und deutscher Punk für Engagement, Gradlinig- und Kompromisslosigkeit. Seit zehn Jahren können auch die Bonner Punks Fucking Angry in diese Kategorie gesteckt werden, die diese nun mit ihrem neuen Album „…Still Fucking Angry!“ (RilRec/Rookie Records) am Leben hält.
Deutscher Punk geht unzertrennlich einher mit einer klaren Haltung gegenüber menschenfeindlichen Untrieben und dem kämpferischen Willen etwas zu verändern. Diese Eindeutigkeit spiegelt sich in den Texten und der Musik von Fucking Angry wieder. Geradeaus und leidenschaftlich sind die zwölf neuen Songs, zwischen Nöhligkeit und Wut, Ablehnung und Hoffnung, Fingerzeigen und Selbstreflektion.
Never mind Schubladen, here’s deutscher Punkrock
Keine Note, kein Wort zu viel oder zu wenig – und doch abwechslungsreich, mal schnell, mal schunkelnd, mal locker sind die Stücke. Da gibt es zum einem den Über-Hit auf „…Still Fucking Angry!“: ,Dunkelheit‘ ist ein melodischer Punkrocker mit einem phantastischen Refrain, der sich ganz tief in die Seele bohrt. Note 1+ mit Schleife drum! Und ,Broken’ geht mit seiner eindringlichen und treibend Art mächtig unter die Haut. Trotz des Banjos!
Dem gegenüber steht ein Sonnenschein von einem Punkrock-Song wie ,Hoffnungsloser Optimist‘, der mit seiner poppigen Weise, Beckx rau-rotzigen Stimme und wunderschönem Chorus zum unermüdlichen Weitermachen animiert.
Den für deutschen Punkrock unprätentiösen, direkten Sound nennen Fucking Angry ebenso ihr eigen wie allgemeine Pogotauglichkeit und massig Mitgröhl-Parts. Und selbstverständlich gibt es auch karibische Vibes. ,Peace X Love‘ verbindet Punkrock und Reggae zu einer Ode an eine positive Lebenseinstellung. Bevor es zum Schluss noch ein rotzfreches ,Fuck You All‘ gibt.
„…Still Fucking Angry!“ macht aus vielen Gründen so richtig Spaß. Es sind die einfachen, eingängigen Songs, die nie einfältig sind oder aufgesetzt wirken, sondern mitreißend, kämpferisch und aufmunternd daher kommen. Fucking Angry treten an, um ihrem Herz und Verstand gleichberechtigt Raum für ein kleines Stückchen bessere Welt zu geben.
Bewertung: 2