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Revulsed – Angeekelt von Schmutz, Gier und Dunkelheit

This interview is also available in English, click here.

Whiskey-Soda (WS): Jayson, erzähl uns doch was über die Entstehung von Revulsed. Ist es richtig, dass deine neue Band direkt aus deiner letzten Band InExordium hervorgegangen ist?

jayson_sherlock_2015_klein.jpg „Jayson Sherlock (JS): Nachdem mein enger Freund und Bandkollege Jason Deron InExordium verlassen hatte und durch Sheldon D’Costa ersetzt worden war, vergingen einige Monate, in denen wir merkten, was sich verändert hatte. Mir fiel es zunehmend schwer, das Feuer für InExordium am Brennen zu halten und schliesslich entschied ich mich, die Band zu verlassen. Sheldon, der meine Arbeit bis zurück zu Mortification verfolgt hatte, entschloss sich dann, mit mir Revulsed zu gründen. Wir hatten dann also alle Freiheit, kreativ Vollgas zu geben und unseren gemeinsamen Traum zu verfolgen, Old-School-Death-Metal mit einem Slam-Tech-Dreh zu machen. Viele sagen mir, Revulsed würden Brutal Technical Death spielen, für uns ist es einfach Death-Metal. Einfach und unverfälscht, so wie es immer schon gemeint war.

WS : Gibt es etwas, was du am Revulsed Album besonders herausstellen möchtest oder etwas, auf das du besonders stolz bist? Was unterscheidet Revulsed von der Musik, die du bisher gemacht hast?

JS: Bei den meisten ist es so: Je älter sie werden, desto leichter, langsamer, einfacher und ruhiger wird was sie tun. Ich wollte das genaue Gegenteil! InExordium war das härteste und brutalste, was ich seit „Scrolls of the Megilloth“ mit Mortification und „Exhumed of the Earth“ mit Paramaecium gemacht hatte. Mit Revulsed wollte ich noch eine Stufe weiter gehen und Sheldon war total dabei. Er ist ein echter Meister brutaler Riffs und ein Mörder-Solist, stark geprägt vom frühen Material von Cannibal Corpse und Suffocation. Genau das, was Revulsed gebraucht hat – genau aus diesem Grund würde es die Band ohne ihn auch nicht geben. Irgendwie wollte ich diese frühen Alben von mir wohl immer im Bezug auf Geschwindigkeit und Brutalität nochmals übertreffen. Alle haben mich immer gefragt, wann „Scrolls Teil 2“ kommen würde. Nun braucht es keine Fortsetzung von „Scrolls of the Megilloth“ mehr – es gibt ja jetzt Revulsed. Ich bin nicht nur stolz darauf, mit einem meiner engsten Freunde Sheldon zusammengearbeitet zu haben, sondern auch mega-stolz und absolut sprachlos darüber, dass wir mit Konstantin Lühring zusammenarbeiten konnten. Manche kennen ihn vielleicht als den Sänger von Defeated Sanity und Despondency. Er ist meiner Meinung nach der derzeit allerbeste Death-Metal-Sänger und es war absoluter Wahnsinn, mit ihm zu arbeiten.

WS: Ich weiss, es ist grausam von mir, einen Vater zwischen seinen Kindern wählen zu lassen. Aber wenn du dich für einen einzigen Revulsed Song entscheiden müsstest, welcher wäre das und warum?

JS : Die Frage ist unmöglich ehrlich zu beantworten, weil ich mit jedem einzelnen Lied auf „Infernal Atrocity“ absolut zufrieden bin. Wir wollten sicher gehen, dass es keinen einzigen Lückenfüller auf dieser Platte gibt. Jeder dieser Songs ist einzigartig und deswegen kann ich eigentlich keinen auswählen. Nachdem ich das klargestellt habe und mit der Prämisse, dass ich unbedingt einen wählen müsste, dann wäre es ‚Agonising Putrid Self Infliction‘. Dieses Lied umfasst alles, was Revulsed ausmacht in einem Song. Es war auch der erste Titel, um Konni unser Material ausprobieren zu lassen. Er hat dem Song glaube ich sogar mit einem einzigen Take den absoluten Killer-Sound verpasst!

WS: Wenn du ein paar ähnliche Bands nennen müsstest, um einem Death-Metal-Fan eine Vorstellung davon zu geben, wie Revulsed klingen, welche Namen kämen dir da in den Sinn?

JS: Naja, ein Typ meinte es hätte ihn zurück in die Zeit von Suffocations erstem Album „Effigy of the Forgotten“ versetzt. Das hat mich echt umgehauen! Ich schätze, irgendwo zwischen Defeated Sanity, frühen Suffocation, „Erosion of Sanity“ von Gorguts und „Tomb of the Mutilated“ von Cannibal Corpse. Und wir haben dann noch ’ne Prise moderne Slam-Elemente mit reingeworfen.

WS: Das Cover-Artwork von deinem neuen Album ist absolut herausragend geworden. In welcher Weise repräsentiert es die Musik oder die Texte des Albums?

JS: Vielen Dank, das Design und Konzept stammt nämlich von mir. Aber eigentlich müssen die ganzen Lorbeeren an Pär Olofsson gehen. Er hat das Album-Cover zum Atmen, zum Leben gebracht. Er ist der Meister. Eigentlich steht das Cover-Artwork für das gesamte Album an und für sich. Es geht um den Schmutz, der die Welt zerstört. Jeden Tag sinkt unsere Welt doch tiefer und tiefer in die Scheisse. Seht euch doch nur mal an, was im Mittleren Osten abgeht. Und das ist ja nur ein kleiner Ausschnitt des gesamten Bildes. Der Baum steht als Symbol für das Böse in der Welt. Manche werden das vielleicht eher symbolisch verstehen, während es andere vermutlich als ein sehr treffendes Bild des momentanen Zustands des Bösen sehen werden. Der Baum durchbohrt seine Opfer gnadenlos. Genau das tut das Böse mit uns. Die Zahl der Toten auf dem Cover ist unermesslich. Bei manchen der Toten erstehen deren Geister zu neuem Leben. Und ganz auf der linken Seite des Kunstwerks sieht man schliesslich eine aufgehende Sonne. Sie verkündet, dass die Zeit des Bösen zu Ende geht und es (das Dunkel) von der Sonne (dem Licht) verzehrt werden wird.

WS: Du bist doch selbst Grafik-Designer, das ist dein Beruf. Du hast in der Vergangenheit selbst einige wunderbare Cover-Artworks gemalt, meistens für deine eigenen Projekte. Warum hast du dich überhaupt dazu entschieden, es nicht selbst zu machen, wo es doch auch dein Entwurf war?

JS: Ich wusste von Anfang an, dass dieses Cover-Artwork weeeeeeit jenseits meiner bescheidenen Fähigkeiten liegen würde. Wir hatten einige Künstler zur Auswahl, aber es war bald klar, dass wir Pär nehmen mussten, wenn wir die perfekte Umsetzung meiner Idee wollten. Und die haben wir von ihm bekommen! Ich bin ein grosser Verehrer von ihm, seit Jahren schon. Ich liebe die Artworks, die er für The Faceless, Immolation, Abysmal Dawn oder Psycroptic gemacht hat. Von daher war mir eigentlich von Anfang an bewusst, dass er die beste Wahl für uns sein würde. Allerdings muss ich betonen, dass auch Stefan von unserem Label Permeated Records ein Riesendank gebührt. Wenn er nicht die Kohle zur Verfügung gestellt hätte, hätten wir uns es niemals leisten können, das Cover von Olofsson malen zu lassen.

WS: Du bist ja vor allem für deine Bands Mortification und Horde bekannt. Ich nehme an, dass deine christlichen Überzeugungen auch irgendwie in deine neue Kunst einfliesst. Wovon handeln die Texte von Revulsed?

JS: Revulsed ist keine „christliche Band“ per se, aber es ist uns sehr wichtig, positive, intelligente textliche Inhalte zu haben. Und die beruhen natürlich auf unserem Glauben. Damit stehen wir im Kontrast zu 90% der heutigen Brutal Death Metal Bands. Da geht’s doch nur um Gewalt gegen Frauen und um Gemetzel um des Gemetzels Willen. Das ist doch tierisch abgenudelt und todlangweilig! Unsere Lieder handeln von Themen wie Gier in der Gesellschaft, was die Trennung von Gott für Folgen hat und wie wir einander mit Worten verletzen. Es geht darum, seine Seele positiv zu verändern, um körperliche Reinigung und Vervollkommnung. Und um detaillierte Beschreibungen von dunklen Wesen und ihrem Untergang, von himmlischen Visionen. Klar soweit?

WS: Du hast ja schon von Konstantin Lühring gesprochen, eurem Sänger auf dem Album. Wie kriegt ihr die Herausforderung hin, einen Sänger vom sprichwörtlich anderen Ende der Welt zu haben? Das wird ja nicht leicht für die Zukunft im Bezug auf neue Musik oder eine Tour. Ist Revulsed denn eine „richtige Band“ oder eher ein Projekt?

revulsed_2015_cut_klein.jpg „JS: Revulsed ist definitiv eine Band und nicht nur ein Projekt. Sheldon und ich arbeiten schon mit unserem neuen Bassisten Mark Smith an der Musik. Er ist gerade dabei, sich die ganzen Songs einzupauken. Ein von uns Traum ist, die neue Musik in naher Zukunft live zu spielen. Wir haben die Stelle eines Sängers von hier in Melboure inseriert, mal abwarten, was dabei herauskommt. Im Moment ist Konni der Revulsed Sänger, aber es stimmt natürlich, dass wir durch die geographische Distanz nicht mit ihm proben oder auftreten können. Andererseits wäre es denkbar und realistisch, mit ihm in Europa live aufzutreten, wenn wir dazu die Möglichkeit bekommen. Allerdings wird Revulsed nie auf eine grosse Tour gehen. Wir haben Jobs und Familien und können daher nicht zu lange von zu Hause weg sein. Aber eine Mini-Tour oder mal ein Festival zu spielen, das würde uns schon sehr gefallen.

Die Geschichte, wie wir mit Konstantin zusammen kamen, ist übrigens unglaublich. Ich hatte bei einem frühen Foto-Shooting für Revulsed ein Defeated Sanity Shirt getragen und habe das Bild dann auch als Facebook-Profil verwendet. Ich war zu dem Zeitpunkt schon mit Konni bei Facebook befreundet, aber so richtigen Kontakt hatten wir keinen. Als er das Bild sah, hat ihn das echt umgehauen, weil er ein grosser Fan der frühen Mortification Sachen aus den Neunzigern ist. So sind wir miteinander in Kontakt gekommen und haben uns intensiv über alles Mögliche ausgetauscht, auch darüber, was wir musikalisch gerade so machen. Ich erwähnte dann eher beiläufig, dass das Revulsed Album bis auf den Gesang eigentlich fertig aufgenommen war. Er hat mich dann zuerst gefragt, ob er sich denn die Musik mal anhören dürfe und mir dann angeboten, die Texte für das Album einzusingen. Ich war absolut sprachlos: Mein Lieblingssänger von meiner Lieblingsband hatte mich gerade gefragt, ob er die Vocals für mein Album beisteuern könne! Das war ein absolutes Wunder und ich schäme mich nicht zu sagen, dass da Gott seine Hände im Spiel hatte.

WS: Vielen Dank für das Interview! Was möchtest du unseren Lesern am Ende des Interviews noch sagen?

JS: Das Album ist digital auf der Bandcamp-Seite von Revulsed erhältlich, CD’s und Merchandise gibt’s bei Permeated Records. Vielen Dank für Euer Interesse und die Unterstützung!

Interview und Übersetzung: Daniel Frick

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