Repentless
Ja, da war schon ein halbwegs schöner Verriss zurechtgelegt. Schon überlegt, was man denn dazu sagen soll. Immer derselbe Mist, immer dasselbe hektische Gefrickel, immer dieselben Melodien, dasselbe Geschrei, dasselbe Geprügel. Aber dann, nach einer kurzen Reflektion aus dem Spiegel, kam es anders. Denn es hat sich die sogenannte Elite unter den Journalisten herabgelassen, etwas zu „Repentless“ zu sagen – und zwar in einer so dermaßen widerwärtig primitiven Form, dass einem während dieser mit Geschreibsel noch freundlich bezeichneten Hirnkotze die Wut hochsteigt und man beschließt, das, was Slayer da machen, aus den Augen des Metallers zu betrachten und nicht vom „neutralen“ hohen Ross des Pseudointellektuellen.
Was ist neu? Nichts. Nicht viel, zumindest. Die Nu Metal-Anleihen, die es früher mit „Americon“ mal gab, sind lange verschwunden, und auf einen zweiten Über-Geniestreich wie „Seasons In The Abyss“ wird der Fan wohl länger warten als auf Godot.
Nichtsdestotrotz gibt es auf „Repentless“ auch einiges an wirklich guten Slayer-Songs. Das vorab bekannte „Repentless“ zeigt Slayer jedenfalls in absoluter Topform, und vor allem die für Slayer-Verhältnisse auch mit „langsamerem“ Riffing ausgestatteten Stücke wie „Piano Wire“, das natürlich in komplette Raserei und wieder zurück verfallende „You Against You“ und auch „Cast The First Stone“ sind Slayer-Songs, die die Band das zeigen lässt, was sie gut kann: schnell, gut, hart, brutal, fies.
Es gibt allerdings auch einiges an Füllmaterial, ein Track wie „When The Stillness Comes“ ist ein perfektes Beispiel dafür. Der Song hat so viele schöne Ideen – die aber alle nirgends hinführen. Der Song wirkt unfertig, nicht durchdacht, wie ein zu langes Intro, ohne Höhepunkt. Das trifft auf den einen oder anderen weiteren Song (leider) auch zu.
Wenn die Herren drauflos dreschen sind sie immer noch am besten, und da macht ihnen auch niemand etwas vor. Es gibt nun einmal Dinge, die sind immer gut, die haben einen unverrückbaren Charakter. Dazu gehören Slayer, die immer noch niemals irgendwen kopieren, aber immer wieder kopiert werden. „Repentless“ ist wahrlich nicht das beste Album von Slayer, aber es ist mitnichten das schlechteste. Durchschnitt eben.
Aber wer ein ganzes Genre erschaffen hat, für aberhunderte Musiker als Vorbild oder gar als Legende gilt, der hat auch das Recht, Innovation einfach auszusitzen, egal was irgendwelche hatenden Stinker behaupten.