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New World

New World – eine neue Welt erwartet den Hörer, und nicht nur auf dem Cover zu Dave Kerzners gleichnamigen Soloalbum ist diese Welt erkennbar, ein schimmernder Wassertropfen in der trockenen Wüste, der Leben spendet und mit seinen Häusern auch das Leben einer hoch entwickelten Zivilisation enthält. Auch im übertragenen Sinne hat Dave Kerzner eine neue Welt betreten, hat er doch vor ungefähr einem Jahr seinen Ausstieg bei Sound of Contact bekannt gegeben. Der amerikanische Songwriter, Produzent und Multiinstrumentalist Kerzner hat im Laufe seiner Karriere für Bands und Künstler wie Alan Parsons, Genesis, Neil Peart (Rush), Keith Emerson, Tom Waits oder auch die Smashing Pumpkins gearbeitet, und diese langjährige Erfahrung hört man dem Solo-Album natürlich auch an. Weiterhin hat sich Kerzner für das Album hochkarätige Unterstützung eingeladen: So wirkten u. a. Steve Hackett oder Nick D’Virgilio mit.

„New World“ wurde von Kerzner über Crowdfunding finanziert und in der Standard-Version im Dezember in Eigenregie veröffentlicht. Bis Ende Januar ist aber auch neben der normalen Version eine Deluxe Edition angekündigt, die Kerzner akutell gerade abmischt. Diese wird als Doppelalbum erscheinen und zusätzliche Titel enthalten, insgesamt weit über zwei Stunden Musik.

„New World“ bietet erstklassigen progressiven Rock, der sich stilistisch natürlich im Bereich der oben genannten Künstler und Gruppen bewegt – Einflüsse von Genesis oder auch Alan Parsons sind unüberhörbar. „New World“ wird eingerahmt von ‚Stranded‘, einem Epos in zehn Teilen, das es insgesamt auf knappp 30 Minuten Laufzeit bringt und Beginn- und Schlußpunkt für das Album markiert. Multitalent Dave Kerzner singt, spielt Keyboard und Gitarre und hat schließlich noch einige Drum-Samples programmiert. Richtiges Schlagzeug gibt es natürlich auch zu hören, in diesem Fall von Nick D’Virgilio eingespielt, der schon im Studio für Genesis getrommelt hat. Steve Hackett bereichert die beiden epischen Longtracks mit seinem virtuosen und typischen Gitarrenspiel, so dass sich jeder Genesis– oder Steve Hackett-Fan sofort heimisch und wohl fühlen dürfte. Auch die folgenden Songs sind breit angelegt, episch und gefallen durch verspielte Melodien und hervorragende Gitarrenarbeit. Vielfach kommen Effektgeräte zum Einsatz, um Sounds zu verfremden oder völlig neue Klangsphären zu erschaffen. Soundeffekte, Samples, Geräusche und Musik verschmelzen zu einem homogenen Ganzen. Im besten Yes – und Rush – Stil erschafft Kerzner tatsächlich eine neue Welt, eine blühende Oase in der trockenen Wüste.

Das Album ist bereits in der Standard-Version mit weit über 70 Minuten Spieldauer sehr gut gefüllt, und jede einzelne Minute lohnt sich zu entdecken. So zum Beispiel im Track ‚Crossing Of Fates‘ Keith Emerson einen Gastauftritt am Moog-Synthie hat, der über Kerzners eigenes Sample-Projekt Sonic Reality realisiert wurde. In der ruhigen wunderschönen Slowrock-Nummer ‚Solitude‘ wartet eine weitere kleine Überraschung auf den Hörer: Der Song klingt nicht nur nach Pink Floyd, sondern enthält auch von Alan Parsons aufgenommene und von Nick Mason eingespielte Schlagzeug-Elemente. Ja, „New World“ ist ein Baukasten, eine Bastelstunde, ein Best-Of des Progressive Rocks, und die zusammengesetzten Einzelteile ergeben ein faszinierendes Ganzes, ein entspannendes, aber auch mitreißendes Album.

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