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Queen Of Time

Amorphis veröffentlichen ihr 13. Album „Queen Of Time“, und immer noch navigieren sie in einer Nische, die schon längst weltweit auch jenseits eines Achtungserfolges bekannt sein sollte. Die Finnen sind Koryphäen, die nicht einmal annähernd die Aufmerksamkeit bekommen, die sie bekommen sollten.

Auch auf dem neuen Werk kombinieren die Männer um Tomi Joutsen wieder zum sterben schöne Melodien mit Folk, Death Metal-Grunts mit fettesten Gitarren und zerbrechliche Harmonien mit progressiven, komplexen Konstrukten. Niemals werden Amorphis auch nur eine Sekunde langweilig, wiederholen sich nicht und sind trotzdem nach spätestens 5 Sekunden klar als Amorphis definierbar.

Der Mischung aus Progressive Rock und Death Metal frönen so einige Bands (gerade aktuell der Amorphis-Ableger Barren Earth, aber auch sonst diverse Bands) und viele warten mit ähnlich guter Technik auf, aber niemand schafft es auch nur annähernd, den Finnen in puncto Songwriting das Wasser zu reichen. Mit einer Leichtigkeit werden hier hochkomplexe Strukturen in stadiontaugliche Hymnen verpackt. Die Epik, mit der zum Beispiel die schier unfassbare Melodie von „Heart Of The Giant“ daherkommt jagt einem Schauer um Schauer über den Rücken – der Track dürfte bei den besten Songs des Jahres garantiert vorn auftauchen.

Da wird eine Melodie vorgegeben und wie in einem Thema mit Variation wird die Melodie im Laufe des Songs in Einzelteile zerlegt, tanzt mit sich selbst, dreht sich im Kreis, bloß um sich dann wieder perfekt zusammenzusetzen. Egal ob die zentrale Melodie von Keyboards, Gitarre oder klassischen 70er-Jahre-Orgeln getragen wird, jede Struktur ist feinstens ziseliert wie kunstvoll graviertes Kristallglas.

Die Shouts fügen sich unglaublich harmonisch in die eher weniger harte generelle Ausrichtung ein. Mit „Amongst Stars“ gibt es noch einen weiteren über-epischen Reißer, der durch Anneke Van Giersbergens grandiose Vocals noch eine Extraschicht Schönheit hinzugewinnt. Abschließend gibt es mit „Pyres On The Coast“ eine midtempo-typische Viking Metal-Hymne, die bei Dramaturgie und Bombast noch einmal an Stellschrauben dreht, die ohnehin schon bis zum Maximum angezogen sind.
„Queen Of Time“ ist trotz dauerhaft höchster Qualität im Output der letzten Jahr(zehnt)e Amorphis‘ bestes Album seit langer langer Zeit.

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