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Popular Music

‚I fell on my face, I felt nothing… I keep hearing voices calling my name.‘

(‚Rare Boots‘)

Willkommen im Universum von Life. Einem, in dem der geneigte Hörer gleich mit den ersten Tunes nicht nur zum vollen Körpereinsatz beim Abpogen, sondern zum Einsatz seiner gesamten Persönlichkeit aufgefordert wird:

‚It’s in your hands‘

, hämmert es uns ins Hirn, und die Band scheint es sich mit ihrem Debüt ‚Popular Music‘ zum Ziel gesetzt zu haben, mit dem allerbesten Beispiel voranzugehen. Dass es sie dabei besonders beflügelt hätte, dass ihre Heimatstadt Kingston upon Hull in desem Jahr zur Stadt der Kultur von Großbritannien gekührt wurde, darf getrost bezweifelt werden. Dazu ist die Fuck off-Haltung dem Album zu deutlich zu entnehmen.

Diese gilt selbstredend nur solch aufoktroyierten Konstrukten im Namen des Kommerz. In die entgegengesetzte Richtung gewandt ist Life Vieles eben nicht egal. Fleißig haben sich die vier Briten bei den Punk-Urvätern von Sham 69 und Co. die musikalischen Grundlagen angeeignet, um ihr Innerstes nach außen zu stülpen. Die Beklemmung in einer Welt von Brexit und Trump ist jeder Note zu entnehmen, und auf ihrer Seite wissen Life dabei nicht nur Angehörige ihrer eigenen Altersgruppe, die die Aufbruchsstimmung der Blair-Ära Ende der Neunziger langsam nur noch aus Erzählungen der Eltern kennt. Für den generationsübergreifenden Aha-Effekt von ‚Popular Music‘ sorgt neben Einflüssen echter Klassiker vor allem die großspurige Attitüde von Sänger Mez Sanders-Green, der seine Stimme von psycho-lastig bis lasziv-aufsässig zu dehnen weiß:

‚That man got ssstyllllle!‘

(‚Sugar God‘)

Life zelebrieren aufmüpfigen Rock’n’Roll mit überzogenen Riffs, atemlosen Gesang und allerlei Sound-Wirrwarr. Das ist in der einen Minute Glamrock-affin, in der anderen dem New Wave zugeneigt – immer aber dem rohen, ursprünglichen Punkrock gehuldigt. ‚Popular Music‘ eignet sich in jedem Fall für die große Show, zumal die Herren Musiker nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich gern im Zaume halten oder aber durch Konventionen beschränken lassen würden. Sie gehen aus sich heraus und fordern den Hörer, eben Jenes selbst zu wagen. So hat sich die Band zweifelsohne den richtigen Namen gegeben, denn es ist das Leben selbst, dass in ihren Songs pulsiert – rastlos, schillernd, bisweilen gnadenlos und ungerecht und herzzerreißend tragisch (siehe ‚Beautifully Skint‘).

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