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Perfectamundo

Die eine oder andere Single in Kooperation mit anderen Musikern hat Billy Gibbons als Quasi-Solokünstler schon mal eingespielt. Aber mit „Perfectamundo“ hat der Sänger und Gitarrist von ZZ Top das erste komplette Solo-Album aufgenommen, das auch nur in Ansätzen so klingt, wie das, was Billy Gibbons sonst macht. Seine Band sind hier die BFG’s, wobei BFG seine eigenen Initialen sind: Billy Frederick Gibbons.

Aristoteles sagte mal, das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Das mag ja stimmen. Aber umgekehrt gesehen ist „Perfectamundo“ eben nur ein Teil von ZZ Top. Und das hört man deutlich. Statt des Powerblues der „little old band from Texas“ ist hier alles etwas seichter und deutlich multikultureller.

Zwar steigt Billy noch mit lockeren Blues-Covers wie „Got Love If You Want It“ (Slim Harpo) oder „Treat Her Right“ (Roy Head) ein, bald aber hört man eine bunte Mischung aus Tejano, Mexicano, Carribeano und Afro-Cubano, wie es der Musiker selbst formuliert. Das heißt, statt der von den Bärten gewohnten stampfenden, treibenden Drums gibt es auch mal Percussion wie im Latino-Hip-Hop („You’re What’s Happenin‘, Baby“).

Und höre da: Auf einmal wird sogar gerappt, allerdings ist es nicht Billy selbst. Auch „Sal Y Pimiento“ klingt wie ein neu abgemischtes Santana-Outtake. Die Effekte, mit denen Gibbons seine Stimme hier und da bearbeitet, sind gewöhnungsbedürftig. Der Titelsong schließlich ist dann doch wuchtiger ZZ-Bluesrock par excellence.

Nach 46 Jahren ZZ Top geht Billy Gibbons im November das erste Mal auf Solo-Tournee. Es hätte für ihn absolut keinen Sinn gemacht, ein Album zu machen, dass wie „seine andere Band“ klingt. Dafür muss er jetzt allerdings in Kauf nehmen, dass nicht jeder ZZ Top-Fan automatisch von „Perfectamundo“ begeistert ist. Es ist zwar ein lässiges kleines Album, das BFG da aufgenommen hat. Häufig plätschert es aber auch belanglos dahin.

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