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Ozone Park

Sweet Home. In diesem Fall nicht Alabama (obwohl sich das beim Southern Rock ja aufdrängt), sondern der New Yorker Stadtbezirk Queens. Es geht auch gar nicht (nur) um Southern Rock, sondern um zeitlosen Blues, gewürzt mit Americana, Garagerock und einer großen Southern-Attitüde. Aber ganz von vorne: Das New Yorker Quartett Hollis Brown benennt sich nach dem Bob-Dylan-Song ‚The Ballad Of Hollis Brown‘ und spielte nach einem Lou Reed-Tribut das komplette Velvet-Underground-Album „Loaded“ sehr erfolgreich neu ein. 2013 folge die erste Europatour. Die Band versteht sich selbstbewusst als „letzte der großen amerikanischen Rockbands“ und hat ihr neues Album nach dem Stadtviertel „Ozone Park“ eben im heimischen Queens benannt.

Schon das Cover im herrlichen 60er-Jahre-Retro-Look überzeugt und weckt Assoziationen an die große Zeit des Blues und der Americana. Man möchte am liebsten sofort in den nächsten, natürlich oben offenen amerikanischen Straßenkreuzer klettern und über die Highways cruisen, an Diners und Motels halt machen und abends in kleinen Rock- und Bluesclubs seinen Lieblingsbands lauschen. Genau dieses Gefühl verbreiten Hollis Brown mit ihrer Musik auf „Ozone Park“. Soulig-beschwingter Rock trifft hier auf hin und wieder breite Keyboard-Flächen, groovige Pianopassagen, gitarrengetriebene Americana-Songs und ab und zu auch waschechten Kuschelpop. In der Tat ist die oben stehende Aussage des Sängers und Gitarristen  Mike Montali mit der letzten großen amerikanischen Rockband nicht so ganz falsch, denn hier werden Erinnerungen an Bands wie die Eagles oder an das frühe Songwriting eines Bruce Springsteen wach. Dabei verschmelzen die New Yorker gekonnt immer wieder die Genres. Der Opener ‚Blood From A Stone‘ kommt überraschend funkig daher, und während man sich noch fragt, wohin das Album musikalisch führen wird, folgt mit ‚Stubborn Man‘ ein klassischer, leicht bluesiger Rocksong.

Das Album kreuzt gekonnt und auch sehr mutig zwischen den Genres, driftet streckenweise sogar überraschend weit in den Pop ab, so hätte ‚Forever In Me‘ auch von Prince geschrieben sein können. Passend zum Albumcover versprühen die Songs immer wieder 60er-Jahre-Vibe und den derzeit so angesagten Retro-Charme. Zwischendurch gibt es noch einen Cover-Song: ‚She Don’t Love Me Now‘ stammt im Origianl von Jesse Malin, und die Interpretation der New Yorker ist mehr als nur gelungen: Sie krempeln den Song um und drücken ihm ihren dicken Stempel auf – genau so muss sich ein Cover anhören.

„Ozone Park“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album geworden, und genau das ist der einzige wirkliche Kritikpunkt: Vielen kann man’s recht oft machen, doch allen eben nie. Hollis Brown haben ihre Stärken im Bluesrock, im garagigen Americana, im straigthforward Rock. Die Pop-Elemente sind für sich genommen schön und bilden ebenfalls tolle Songs, aber hin und wieder fragt man sich doch, ob nicht noch Platz für mehr Bluesrock gewesen wäre. Wer es aber so abwechlungsreich mag und auch mal poppige Momente erträgt, für den sollte diese Scheibe fast schon zum Pflichtprogramm gehören.

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