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On Lonely Towers

Anfangs wurden Barren Earth gern als eine Art Amorphis-Klon abgetan. Gerade die Debut-EP wurde dieser Vorverurteilung sehr gerecht, auch wenn schon damals gern dazu gesagt wurde, dass diese Klonerei auf hohem Niveau geschieht.

Natürlich ist die Kombination aus derben Grunts und eher zerbrechlichem, cleanen Gesang etwas, das Amorphis ausgemacht haben. Dazu dann bestimmte Formen finnischer Gothic Metal-Gitarrenläufe, und fertig. Auch auf dem letzten Albeum gab es mit „The Vintage Warlords“ eine passende Nummer…und auf dem neuesten Release „On Lonely Towers“ versteckt sich hinter „Howl“ ein ebenso typischer, eingängiger Midtempostampfer.

Dennoch – Barren Earth sind mittlerweile weit mehr als das. Barren Earth haben sich an die Spitze des progressiven Doom-Death-Genres gesetzt.

Konkurrenten wie Opeth, Katatonia oder Anathema haben jeder Form des Metal abgeschworen – Barren Earth treffen mit „On Lonely Towers“ exakt die Lücke, die gerissen wurde, als diese Bands sich ausschließlich dem progressiven Rock zugewandt haben. Bei Barren Earth gibt es noch Blastspeed-Parts, es gibt fiesestes Geröchel, heruntergestimmte Gitarren und derbes Schlagzeug. Aber es gibt auch brillante Gitarrensoli, verspielt-vertrackte Epen von bis zu 12 Minuten Länge und jede Menge oriental, nordisch und stellenweise fast überirdisch wirkende Melodien und Bombast.

Mit Hamferd – Sänger Jon Aldara haben Barren Earth die vakante Frontposition bestmöglich besetzt – jemand mit besserer Gesangsleistung in diesem Genre gibt es im Augenblick nicht. Fantastische, immer verständliche Grunts derbster Sorte und wunderschöner, melancholischer cleaner Gesang der von der Tonlage eher in der Gegend von Anathema angesiedelt ist.

Besonderen Wert legen Barren Earth erkennbar auf das perfekte Zusammenspiel zwischen eingängsten Textpassagen und Refrains einerseits und virtuosester Gitarren- und Keyboardarbeit andererseits. Egal ob das nun die vertrackt-progressiven „The Vault“ (mit grandiosem Jazz-Piano, das Dream Theater zu Ehre reicht!) oder der Titeltrack sind oder das halbballadeske „A Shapeless Derelict“ – Die Stücke auf „On Lonely Towers“ haben bei 56 Minuten Spielzeit nicht eine Sekunde lang auch nur einen Ausfall. Das ist harter, technisch perfekter, durchdachter, melodiöser, progressiver Gothic – Doom – Death in absoluter Perfektion.

Man kann den Jungs nur ein Stoßgebet mit auf den Weg geben: Bleibt wie ihr seid. Feilt an Eurem Stil, perfektioniert ihn noch weiter (so das denn überhaupt möglich ist). Aber bitte, bitte, BITTE mit ganz viel Zucker obendrauf: In Zukunft nicht denselben Dreck fabrizieren, den andere Bands mittlerweile anbieten. Ihr seid auf dem besten Weg, eine alles überragende Death Metal-Band zu werden. Schmeißt das nicht auf den verkopften Langeweile-Haufen der Geschichte, den Anathema, Katatonia & Co. mittlerweile bevölkern. Danke!

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