OBITUARY – Dying Of Everything
Seit nunmehr fast 40 – mit einer Schaffenspause um die Jahrtausendwende – Jahren bestimmen die Death Metal-Pioniere aus Florida die Todesanzeigen im von ihnen maßgeblich geprägten Genre. Mit ihrem elften Studioalbum „Dying Of Everything“ (Relapse Records) zeigen Obituary, dass sie ohne Energieverluste die Pandemie hinter sich gelassen haben. Wer die Proberaumkonzerte der Mannen um die Tardy-Brüder gesehen hat, der weiß, dass Obituary noch immer mit Herzblut und Leidenschaft Köpfe teilen.
Ohne Vorwarnung oder einleitenden Schnickschnack preschen Obituary mit ,Barely Alive‘ voller Kraft los. Also, nichts mit ,kaum noch am Leben‘. Der Song lässt Funken sprühen, präsentiert er doch alles, was das Quintett aus Tampa ausmacht: brutales Tempo, mächtige Midtempo-Passagen, gradliniges Riffing und John Tardys kranke Vocals. Mit ,The Wrong Time‘ saust die nächste Axt nieder, die nicht minder tödlich ist, schwer groovend zum gesundheitsgefährdenden Headbangen einladend. Damit sind auch schon die wichtigsten Trademarks Obituarys in Blut an die Wand geschrieben. Alles wohl auf bei Obituary.
Ihren typischen, alles niederwalzenden Sound haben sie sich ebenfalls bewahrt. Dabei halten Donald Tardy und Terry Butler ihren Saitenkämpfern Ken Andrews und Ur-Schlachter Trevor Peres souverän den Rücken frei für schneidende Riffs und ein bißchen wilde Griffbrettakrobatik, während John Tardy sich über den Untergang der Welt auskotzt. Dies sorgt für eine Dreiviertelstunde sehr gute Unterhaltung, die einen immer noch mitreißt und zum zügellosen Slamen animiert. Besonders die Posi Death Metal-Nummer ,My Will To Live‘ ist so fett und tonnenschwer, wie es nur Obituary hinkriegen.
Auf Death Metal-Machine aus Florida ist Verlass: Obituary spielen Obituary. „Dying Of Everything“ erfüllt jegliche Erwartungen der Fans, kein Weichspüler im Getriebe und schon gar keine unnötigen Experimente, kein Tech, kein Prog, nur das Ende des Lebens, fies und mit schonungsloser Härte serviert. Prädikat: Obituary.
Bewertung: 2+