Summits Of Despondency
Immer weniger Metal Bands kommen ohne den Griff in die Klischeekiste aus. Image ist alles! Das Thüringer Flaggschiff Heaven Shall Burn ist da eine angenehme Ausnahme. Sie sind trotz ihres internationalen Erfolges authentisch und bodenständig geblieben. In genau diese Kerbe hauen auch die Extreme Metaller Ancst, die im zehnten Jahr ihres Bestehens mit einer neuen Schwarzrille ihren Ruf als antifaschistische und antisexistische Bastion im Black Metal verteidigen. „Summits Of Despondency“ (Lifeforce Records) ist der sprichwörtliche Dorn in den Augen aller Hater.
Bereits die ersten Töne machen klar, Kompromisse gehen Ancst nicht ein. Die neuen Songs schlagen mit einer solchen Wucht ein, dass einem erst einmal der Atem wegbleibt. Als nächstes spürt man, wie sich die Fäuste ballen und die Kraft, die die folgenden 45 Minuten versprühen, einen durchflutet. Die Zeit für ein Tänzchen Knochenpogo ist gekommen. Gekonnt und souverän steuern die Berliner durch einen ekstatischen Potpourri aus Black Metal, Grindcore, Crust und Metalcore. Lupenrein ist dieser mit Sicherheit nicht, dafür mit kaum zu bändigender Power.
Der enorme Druck, den Ancst mit ihrem Crossover erzeugen, drängt einen unnachgiebig zu Boden, knockt einen regelrecht aus. Doch das Quintett findet immer Zeit, kurze Passagen meditativer Ruhe einkehren zu lassen. Bei ,Razed Eden‘ werden sie sogar extrem atmosphärisch, was einem eine eisige Gänsehaut beschert, nur um diese in zweiten Teil des Songs mit einem Ruck vom Leibe gezerrt zu bekommen. Dabei Ancst geben keinen Schritt nach, ihr Anliegen mit möglichst großem Nachdruck kund zu tun.
Bei aller Energie, die die dabei freisetzen, vergessen sie nie, dass auch Melodiebögen und Harmonien als auch eine effektive Struktur dazu gehören, um sich in solch einem Inferno Gehör zu verschaffen. Nicht einmal der vereinzelte Einsatz von modernen Elemente wie der klare und zugleich druckvolle Sound, die Clean und Classic Vocals oder die stimmungsvollen Keyboards fallen negativ ins Gewicht. Sie schärfen nur die dunkle Klinge, mit der Ancst durch die Reihen gehen.
Es ist ein wahrliches Freudenfest, mit so viel Hingabe verprügelt zu werden. Jeder Schlag, jeder Tritt schmerzt und streichelt einen gleichermaßen. „Summits Of Despondency“ reinigt die Gehörgänge von all dem Mainstream, der uns davon abhält, Standpunkte zu beziehen und den Arsch hoch zu kriegen. Dies macht das Album absolut notwendig und passt in diese aufgewühlte Zeit wie kaum ein anderes.