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Nothing But Thieves

Nichts als Diebe. Welch überzeugte Selbstironie muss man besitzen, wenn der eigene Bandname so plakativ darauf ausgerichtet wird, was man zu sein scheint. Zum Teil trifft es der Begriff ‚Dieb‘ nämlich ziemlich gut. Andere würden sie wohl eher ‚Huldiger‘ oder ‚Ehrerweiser‘ bezeichnen. Unverkennbar ist auf jeden Fall das musikalische Idol der Debütanten: Muse.

Das hört man in jeder Faser der Tracks. Allen voran an Sänger Conor Mason. Es ist unbegreiflich, wie und dass es überhaupt jemand auf dem Planeten schaffen kann, dieselbe Kraft, Intensität und Leidenschaft in die Stimme zu legen wie Matt Bellamy: die gleiche, unfassbar hohe Klangfarbe, diese häufig zusätzlich falsettiert, die Töne mittels Vibrato ins Unermessliche gezogen. Die mal authentischeren, mal eher aufgesetzten und zu sehr gewollt gefühlvollen Melodien segeln über die Band hinweg und machen dabei, was sie wollen, ohne aus der Reihe zu tanzen. Ein stimmlicher Unterschied zwischen Mason und Bellamy ist stellenweise schlicht nicht herauszuhören.

Das ganze vereinigt sich nun mit dem atmosphärisch-romantischen Hardrock, den die Band liefert. Ob ein stolz marschierender Charakter wie in ‚Ban All The Music‘, ob bedrohlich-gefährliche Zerren in ‚Hostage‘ oder ‚Excuse Me‘ mit sowohl schreienden Frauen- als auch kreischenden Männerstimmen und tight-catchy Refrains, oder ob entfesselte emotionale Wucht wie in ‚If I Get High‘ mit einer ähnlich starken Entwicklung wie dem Muse-Song ‚Madness‘. Dass sie auch die ruhigen, zurückgezogenen Klänge drauf haben, zeigen Nothing But Thieves in ihrer zarten, vergleichsweise einfach gestrickten Abschiedsballade ‚Lover, Please Stay‘ oder in ‚Tempt You (Evocatio)‘, was sicherlich während einer nächtlichen Autofahrt aufgenommen wurde. Hier taucht einmalig eine soulige Rockorgel mit smoothem Beat auf, was Mason sofort mit einem Hauch Sexyness kombiniert.

Wer sich also das gleichnamige Debütalbum von Nothing But Thieves erstmal reingezogen hat, wird sich nicht wundern, dass die Newcomer als Supportact von AWOLNATION, Arcade Fire und – na klar – Muse selbst tätig waren. Sie beherrschen die motivische Schlichtheit und das komplexe Arrangieren von Rocknummern genauso gut wie ihre Vorbilder. Sie verbreiten bei der hohen Anzahl an Tracks (16) keine Langeweile und bieten stimmungsvolle Abwechslung. Sie tasten sich an die großen Rock-Opern von Muse heran, auch wenn wir es hier erstmal bei einer starken Operette belassen. Und ob sie weiterhin ihre Hommage an Matt Bellamy ausbauen oder aber sich doch diebisch mal an jemand anderen heranwagen, bleibt mit Spannung und Neugier abzuwarten.

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