Morality Mortality
Marc O’Reilly hat den Blues. Den haben viele seiner Kollegen in der letzten Zeit, und doch schafft er es, mit seinem neuem Album aus der Masse ähnlicher Veröffentlichungen heraus zu stechen und einen bleibenden Eindruck beim Hörer zu hinterlassen. Der studierte Arzt aus Irland hat bereits zwei Alben in Eigenregie veröffentlicht und arbeitete zudem gemeinsam mit seinem Bruder an einem musikalischen Elektro-Projekt. Für „Morality Mortality“ widmet sich der Songwriter jedoch dem Blue-Rock, den er gekonnt mit zurückhaltenden Folkpassagen vermischt und zu einem intimen und dichten Album verschmilzt.
Der Ire überzeugt vor allem durch seine weiche Stimme, aber natürlich auch durch mal kräftige und dann wieder fragil wirkende stimmungsvolle Soli auf der Gitarre. Die zwölf selbstgeschriebenen Stücke überzeugen durch gekonntes Songwriting und stimmungsvolle Atmosphäre, wobei die ruhigen Passagen sogar noch besser zu gefallen wissen als die lauten Bluesrock-Riffs. Mit dem Opener ‚Compromise‘ gibt O’Reilly die Richtung vor: Packende und wunderbar bluesige Riffs und fein geschliffenes Fingerpicking wechseln sich ab mit ruhigen folklastigen Melodien, zwischendurch wird es im weiteren Albumverlauf sogar psychedelisch.
Aber wie gesagt, es sind die ruhigen Moment, die „Morality Mortality“ tragen, die akustischen Balladen, die intensiven Folk-Songs und O’Reillys immer wieder faszinierendes Gitarrenspiel in seinen vielen Facetten. Der Ire legt ein Album für dunkle Novemberabende vor, teils melancholisch, seltener laut, aber immer gefühlvoll und jede Minute hörenswert.