Medicine At Midnight
Dave Grohl und Paul McCartney haben einiges gemeinsam: Eine kurze und heftige Karriere in der jeweiligen Über-Band ihres Jahrzehnts und nach deren Ende eine deutlich länger anhaltende Zweitkarriere. Während jedoch bei McCartney hauptsächlich Hits der Beatles-Ära die Setlist bestimmen, spielen die Foo Fighters nicht einmal eine B-Seite aus der Nirvana-Zeit. Das wird sich mit ihrem neuen Album „Medicine At Midnight“ (Sony Music) auch nicht ändern.
Der Titel der neuen CD klingt wie das Medikament gegen Covid 19 und ein wenig ist es auch so. Ein Jahr lang hielt die Band die bereits fertig produzierte Scheibe pandemiebedingt zurück. Jetzt verabreicht sie sich selbst und den Fans eine zumindest musikalische Therapie.
Los geht es mit „Making a Fire“ und einem weiblichen „NaNaNa“-Background, der einen für einen kurzen Moment an eine schlechte Schlager-Revue oder ein Rock-Musical denken lässt. Zum Glück macht ein knalliges Gitarrenriff sehr schnell den tatsächlichen Standort klar.
Das musikalisch unerwartete „Shame Shame“, zugleich die erste Single, lässt die Hörer zunächst ein wenig ratlos zurück. Es gibt kein Gitarrenbrett dafür eine sehr ungewohnt hohe Gesangsstimme. Der Track gewinnt aber deutlich, wenn man ihm ein paar Durchläufe mehr gönnt. Es bleibt jedoch die einzige Abweichung vom gewohnten Sound.
Etwas ruhiger geht es am Anfang bei „Waiting On A War“ zu. Der Titel setzt sich mit der Angst vorm Krieg auseinander. Er startet im Singer-Songwriter-Stil, um am Ende die ganze Angst vor einem „Big Crash“ herauszuschreien.
Das Album geht mit einem bunten Mix aus gitarrendominierten härteren und gemäßigteren Songs in die zweite Hälfte. Mit „Chasing Birds“ gibt es kurz vor Schluss noch eine ruhige Ballade. Die Weisheit „Love Dies Young“ beendet in Form eines gefälligen Rockers „Medicine At Midnight“.
Neun Lieder in 37 Minuten bedeuten das kürzeste Werk in der Karriere von Grohl und seinen Mannen. Gleichzeitig ist es auch das dichteste Album in mittlerweile mehr als 25 Jahren. Dabei bleibt es ohne große herausstechende Stadion-Hits wie „Everlong“ oder „Monkey Wrench“. Stattdessen servieren die Herren ein abgerundetes Gesamtpaket im bekannten und beliebten Band-Sound aus der Rubrik „All Killer No Filler“.
Jeder der Titel wird sich hervorragend in das nächste Liveprogramm einfügen, so dass niemand im Publikum auf die Idee kommen wird, nach Nirvana-Klassikern zu verlangen.