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Maze

Introspektiver Post-Rock – na, wenn das nicht mal nach einer Neuerung klingt! Ilydaen ist es zu danken: Auf ihrem zweiten Album ‚Maze‘ erforschen die Belgier des Menschen innerste Irrgärten. Musikalisch transponiert ergeben sich dabei nicht wenige instrumentale Lenkmanöver, denn wer möchte schon an der Labyrinthkante hängenbleiben oder in die verkehrte Abzweigung geraten?

Jedenfalls ist ‚Maze‘ das 3D-Kino unter den Post-Rock-Platten. Selten setzen sich Stimmen so plastisch voneinander ab, fühlt man sich derart umzingelt von Musik und Rhythmik. Die stufig auseinandergezogenen, metrisch gestaffelten Instrumentalrollen tragen einen beachtlichen Teil zu diesem Eindruck bei. Während das Schlagzeug durch die Tracks navigiert, liefern sich Lead- und „Rhythmus“-Gitarre einen konträren, aber ausgeglichenen Dialog. Mit verzerrtem Tosen auf der einen, filigranem Stochern und Schrauben auf der anderen Seite entsteht ein greifbarer Eindruck von Räumlichkeit, der einen auch über minutenlange Monotonie – siehe ‚Daedalus‘ – schraubstockfest im Griff behält.

Dass Ilydaen hörbar bei Russian Circles abgeguckt haben, stört kaum. Von den Meistern lernen ist legitim – und sollten ruhig mehr Bands mal probieren. Den Belgiern jedenfalls konnte es zum Vorteil gereichen, denn was da von Bandseite irreführend als Irrgarten bezeichnet wurde, ist in Wahrheit sehr reflektierte, handwerklich sauber ausgeführte Instrumental- und auch Produktionsarbeit mit einem guten Gespür für die Balance zwischen laut und leise, matt und glänzend, mild und störrisch. Übersteigert pathetische Hymnen-Aufbauten sind auf ‚Maze‘ übrigens (und zum Glück) nicht zu finden; dunkle Kühle, Schwerkraft und eine mathematisch-grimmige Nüchternheit dominieren den Sound der Belgier.

Warum aber muss mit ‚Quandary‘ plötzlich Gesang auf den Plan treten? Nicht, weil er irgendjemandem gefehlt hätte – soviel steht fest. Und so verbringt man mitunter die letzten zwei Minuten dieses Tracks sowie auch die letzte gute Viertelstunde des Albums damit, inständig zu flehen, dass da bitte jemand seinen Mund halten und zuhören möge, was die Kollegen da auch ohne seinen Senf für tolle Dinge bewerkstelligen. Jene aber entschädigen für vieles, wenn nicht gar fast alles. Klasse Platte.

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