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Cost Of Living

Dieser Tage möchte man Donald Trump ja für Vieles verantwortlich machen, was in der Welt so geschieht. Ob seine Wahl auch ein Grund dafür ist, warum Downtown Boys sich einen weiteren Schritt von ihren Kellerclubs- und strictly DYI-Wurzeln entfernt und bei Sup Pop angeheuert haben? Einem Label, das zwar alternativer und zumeist guter Musik verschrieben ist, aber trotzdem gewinnorientiert unter anteiliger Obhut von Warner agiert? Nähere Informationen zu dieser Frage liegen uns leider nicht vor. (Wer möchte, kann das beherzte

‚Fuck it, fuck it, fuck it!‘

entsprechend interpretieren.) Fakt ist aber, dass es in Zeiten, in denen der amerikanische Präsident der politischen Kultur weltweit einen derartigen Schaden anrichtet, nicht schaden kann, wenn ‚Cost Of Living‘ einem breiten Publikum dargeboten wird.

Denn auch wenn sich Downtown Boys mit ihrem dritten Album auf einem wesentlich größeren Markt darbieten, sind sie nicht bereit, dafür ihren revolutionär-polistischen Habitus auch nur ansatzweise aufzugeben:

‚As if there were a choice, as if there were a place to run / As if they heard your voice, as if there was a proper job‘

(‚I’m Enough (I Want More)‘). Zumal ihre Entwicklung eine fließende ist. Schon ihr zweites Album mit dem schönen Titel ‚Full Communism‘ hatten sie nicht mehr, wie einst ihr Debüt, selbst herausgegeben, sondern bei Don Giovanni Records.

So gibt es doch ein richtiges Leben im falschen, und zu Hilfe gekommen ist der Band aus Providence dabei Fugazi’s Guy Picciotto als Produzent. Der kennt sich aus mit den Spielarten von Punk, Garage und Lo-Fi und fügt selbige mit sicherer Hand mit den Downtown Boys-spezifischen Exrazutaten zusammen. Ska-affine Bläser, ein widerspenstiges Saxofon und anarchische Keyboard- oder Synthie-Klänge lockern die Songs auf und machen jede Schublade unbrauchbar. So viel Energie in ‚Cost Of Living‘ steckt, so ungezwungen wirkt es. Mit Wonne halten sich die Gitarren neben der Mainstream-Spur und trotzig heißt es dazu:

‚I don’t care if you cry‘

(‚Promissory Note‘). Die Songs sind musikalisch so aufgeladen, vorwurfsvoll und ungeduldig wie die zugehörigen Texte. Englisch oder Spanisch, man kann für das Geschrei von Victoria Ruiz schlicht nichts anderes als Sympathie empfinden. Neben all der Empörung und Kritik und Aufruhr liegt eben auch so viel Lust darin. Die Welt, wie wir sie kennen, aus den Angeln zu heben. If I can’t dance, it’s not my revolution.

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