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Live at Hamer Hall

Was macht eine Band, der Corona das Touren nicht ermöglicht, die es aber ohne Live-Auftritte kaum zu Hause aushält? Sie geht in eine Konzerthalle und zieht ihr Ding trotzdem durch. Und das nicht nur, um in Übung zu bleiben, sondern um es zu genießen. Cash Savage hat also ihre Last Drinks zusammengetrommelt, um in der Hamer Hall ihrer Heimatstadt Melbourne eben jene Chemie heraufzubeschwören, die nur in dieser Konstellation entstehen kann. Glücklicherweise hatte der Mensch am Mischpult auf Record geschaltet.

Denn die Magie der Aufnahmen liegt vermutlich eben gerade darin begründet, dass sie zunächst gar nicht zur Veröffentlichung gedacht waren. Die Band ist in die Hamer Hall gegangen, um gemeinsam zu spielen. Nicht um ein Konzert ohne Publikum zu veranstalten. Und genau das ist auch zu hören. Das Album (Glitterhouse Records) fängt eine intensive, fast introvertierte Performance ein. Deren Stärke liegt nicht wie üblich in der Euphorie, die in der Interaktion mit dem Publikum entsteht. Vielmehr kommen alle tiefen, schwerwiegenden Gefühle zum Vorschein, die den einzelnen Songs zu Grunde liegen.

Die sind bei Cash Savage oft heftig, scharfzüngig, sarkastisch (siehe „Good Citizens“), aber auch selbstbewusst und durchaus melancholisch. Auf „Live at Hamer Hall“ wird zum Beispiel so richtig deutlich, wie tieftraurig „Sunday“ etwa ist. Das ist vor allem der Geige zu verdanken, die sich hier einen dezenten Freestyle gönnt.

Womit wir bei der Band wären, die die starke Frontfrau und Sängerin Cash Savage hinter sich weiß. Im Falle der Last Drinks gilt, dass mehr Musiker einen dichteren Sound machen. Insgesamt stehen sieben Leute auf der Bühne der Hamer Hall, und alles sind sie hervorragende Künstler. Die Arrangements sitzen, die Einsätze auch und jeder trägt aktiv dazu bei, dass ein organisches, in sich geschlossenes Ganzes entsteht. Wer sich als Hörer bei Minute fünf des Openers „Falling, Landing“ noch nicht hat mitten hineinziehen lassen, in den Strudel aus Leidenschaft und höchster Konzentration, dem können schon bleibende Lockdown-Schäden attestiert werden.

Cash Savage and The Last Drinks machen es mit „Live at Hamer Hall“ den Fans nicht gerade leichter. Denn ihnen fehlen die Konzerte ebenso wie den Künstlern selbst. Andererseits wäre ein solches Album und Hörerlebnis wohl nie ohne den Lockdown zustande gekommen. Wenigen Künstlern gelingt es, bei einer so toughen Persönlichkeit, wie Cash Savage sie auszeichnet, sich gleichzeitig so verletzlich zu zeigen. Gemeinsam mit ihrer Band holte sie bei dieser Performance wirklich alles raus, was in ihren Songs steckt. Groß.

 

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