Kick Me Silly – VC III
In den seltensten Fällen kommt bei der Bildung von Supergroups auch super Musik heraus. Oft dringt nur eine Mischung aus denjenigen Bands, deren Mitglieder sich aus welchen Gründen auch immer zusammengetan haben, um ihre Langeweile zu kompensieren, zu Tage. Als jedoch „Retroactive Abortion“, das Debüt Venomous Concepts, auf dem Tisch lag, war die Überraschung groß. Shane Embury, Kevin Sharp, Buzz Osborne und Danny Herrera zelebrierten einen dermaßen räudigen, angepissten Hardcore Punk weitab ihrer eigenen Bands, dass einem Hören und Sehen verging.
Mit „Poisoned Apple“ – inzwischen ohne Buzz Osborne, dafür mit Dan Lilker – ist die multinationale Kapelle Grindcore-lastiger und weniger ernst geworden. Der humoristische, comic-artige Aspekt des zweiten Albums ist auf „Kick Me Silly – VC III“ geblieben, aber die Spanne von Grindcore über hoplrigen Hardcore Punk bis hin zu schleppenden Songs macht aus dem Drittwerk wiederum ein knackiges Album. Auszüge aus den Schubladen von Brutal Truth oder Napalm Death wissen Venomous Concept gekonnt zu vermeiden, stattdessen poltern sie zwischen sämtlichen Stühlen drauf los. Dabei reagieren sie immer herrlich ätzend auf ihre Umwelt und den Zeitgeist, über die sie sich lustig machen, auch wenn es nicht wirklich etwas zum Lachen gibt. Politisch korrekt ist das nicht so ganz, dafür aber umso aufmüpfiger. Eine 15minütige Auslaufrille mit Sprung, einen Seitenhieb auf unser digitales Zeitalter, können sie sich zum Ende von „VC III“ ebenfalls nicht verkneifen.
Frisch und unbedarft agiert der Vierer, der eigentlich aus etablierten Szene-Hasen besteht. Venomous Concept ist ein Nebenprojekt, aus Spaß am Spaß geboren, was über die gesamte Spieldauer zu vernehmen ist. Niemand muss hier irgendetwas unter Beweis stellen, keine Marketing-Konventionen einhalten. Venomous Concept ist wie ein Hardcore-Kindergarten, in dem sich die vier ältere Herren nach Lust und Laune austoben.
Venomous Concwept bei Season of Mist