|

Kee Of Hearts

Bei allen Frontiers-Projekten ist der Knackpunkt der Gleiche: sind die Stars der Sache – meist Sänger und Gitarrist – in der Lage, der Formel genug eigenen Charakter mitzugeben oder versandet alles in der Gleichschaltungsmaschine?

Tommy Heart (ex-V2, Fair Warning) und Kee Marcello (ex-Europe) stehen mit ihrem supercheesy betitelten neuen Projekt irgendwo in der Mitte. Denn natürlich hört man die beiden problemlos heraus, die Songs sind hingegen 08/15-Frontiers-Stangenware, die exakt genauso auch auf einem Place Vendome-Album hätten stehen können. Beileibe nicht schlecht, aber eben vollkommen ohne Alleinstellungsmerkmal – die Melodie von ‚Crimson Dawn‘ beispielsweise hat man mit Sicherheit alleine in diesem Jahr schon drei- oder viermal auf einschlägigen Projektscheiben gehört. So bleibt es eben an Tommys Stimme und Kees gewohnt sahnigen Leads, die Sache herauszureißen. In Songs wie ‚Bridge To Heaven‘, die volkommen auf Tommys markantes Organ zugeschnitten sind, klappt das ganz vorzüglich, wenn in ‚Stranded‘ das Riff des alten Soul-Klassikers ‚Reach Out I’ll Be There‘ rotzfrech recycelt und in einen Achtziger-Stan Bush-Song kopiert wird, wird’s eher platt und dürfte nur noch für beinharte AOR-Alleskäufer interessant sein. Die Gitarrenarbeit ist aber natürlich durchweg ganz großes Kino, ob die verspielte Rhythmusarbeit oder die wunderbar melodischen Leads, Kee Marcello hat seit „Out Of This World“ und „Prisoners In Paradise“ nichts von seiner Kasse eingebüßt. Und daß Tommy Heart einer der exzellentesten deutschen Melodic Rock-Stimmen ist, muss man wohl auch niemandem in der Zielgruppe mehr lange erklären.

Ja, die Kombination von Marcello und Heart birgt soviel Potenzial, daß es eine echte Schande ist, daß „Kee Of Hearts“ nicht einmal die Hälfte davon ausnutzt. Vielleicht passiert ja aber das Unerwartete und die beiden gehen auf Tour, schreiben für’s nächste Album ihre Songs selbst und emazipieren sich von der Massenfertigungs-Inzucht. Zu hoffen wäre es, denn wie erwähnt, Tommy und Kee sind echte Charakterköpfe, deren Stile im Prinzip perfekt zueinander passen. Solange bleibt dies hier ein typisches Retorten-Album, das zwar hochprofessionell und durchaus von ordentlicher Qualität ist – aber eben auch nur vom Charisma der Hauptakteure über den Genre-Durchschnitt gehoben wird. Da müsste mehr drin sein.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar