JEREMY DAYS – Nicht broken, einfach nur beautiful
Nachdem die Jeremy Days vor etwa einem Jahr ihre Tour zum ersten gemeinsamen Album „Beauty In Broken“ nach fast drei Dekaden wegen zu geringer Ticketverkäufe absagen musste, blutete den Musikern das Herz. Nun haben sie einen neuen Anlauf gewagt, und wurden belohnt: Ein pickepackevolles Gleis 22 in Münster wartet heute gespannt auf das Quintett (einschließlich Gast-Bassist Stefan ‚Eddy‘ Endrigkeit).
Wie es sich anfühlt, nun endlich auf Tournee sein zu können, warum ein Mäzen das ganze erst ermöglicht hat, und warum Charts heute eigentlich keine Rolle mehr spielen, haben uns die Herren in einem Interview kurz vor der Show erzählt, das Ihr in wenigen Tagen hier finden könnt.
Pünktlich nach der Tagesschau geht es los, und mit „The Deep Dark Night“ legen die Musiker einen fulminanten Start hin. Der Sound ist glasklar, die Stimmung ab der ersten Minute bei den meist leicht angegrauten Fans super, und die Truppe um Frontmann Dirk Darmstaedter spielt, zwar etwas rockiger als auf ihren Platte, ihre Songs exakt zwei Stunden lang aber im typischen JDay-Klang-Kosmos. Die Jungs sind hervorragend eingespielt und Louis an den Tasten, Jörn und meist auch Dirk an der Gitarre liefern den Grundsound, den die Rhythmus-Fraktion mit den beiden Stefans an Schlagzeug und Vier-Saiter spektakulär unspektakulär unterstützt – ganz im Dienst der Lieder. Neben Darmstaedters Lead-Gesang sind es immer wieder die Background-Vocals, die wie ein zusätzliches Instrument eingesetzt werden, und das ganze musikalische Gebilde rund machen.
Weiter geht es mit „Stupid November“ vom aktuellen Werk, das mit insgesamt sechs Tracks sehr ausführlich gewürdigt wird, und die sich allesamt hervorragend ins Programm einfügen. Dann begrüßt Dirk die Anwesenden mit einem riesigen Strahlen. Die Freude, nun endlich unterwegs sein zu können, spricht aus allen Gesichtern – auf, aber auch vor der Bühne. Immer wieder werden ein paar Anekdoten aus der langen Historie erzählt, meist mit einem leichten Augenzwinkern, insbesondere beim Rückblick auf die fragwürdige Kleiderwahl in der 80ern. Nach gerade einmal einer halben Stunde gibt es mit „Are You Inventive“ die allererste Single von 1988, und direkt im Anschluss den Über-Hit „Brand New Toy“. Das kann man Chuzpe nennen, den größten Erfolg schon so früh im Set zu verballern, und natürlich feiern die Zuschauer*innen die Nummer auch überschwänglich ab. Tatsächlich stellt sich im weiteren Verlauf aber heraus, dass „Toy“ zwar die höchste Chart-Position hatte, die folgenden Lieder aber mindestens genauso, wenn nicht gar noch intensiver mitgesungen und -beklatscht werden. Insbesondere im Endspurt wird der Saal bei „Julie Thru The Blinds“ und dem finalen „This World“ zum Kochen gebracht, das natürlich Zugaben gefordert werden. Highlight ist das zunächst nur von den Tasten eingeleitete „Room To Revolution“. Im Gegensatz zu den vorherigen Städten, schaffen es die Münsteraner, den Jeremy Days mit „Beautiful Love“ eine extra Zugabe aus dem Kreuz zu leiern, bevor ein extrem begeistertes Publikum und eine mehr als offensichtlich überglückliche Band auseinandergehen, es war -entgegen des Tour-Titels- nichts Zerbrochenes, sondern einfach nur schön.
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The Deep Dark Night
Stupid November
It Is the Time
Food and Coffee
Loved
Are You Inventive
Brand New Toy
Blue New Year
Breathe
Virginia
My Man
Rome Wasn’t Built in a Day
For the Lovers
Beauty in Broken
Julie Thru the Blinds
This World
Give It a Name
Room to Revolution
Starting to Pretend
Good Morning Beautiful
Beautiful Love
Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda.com