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Jade

Kurz, intensiv und bedrohlich. So ist der Prolog von ‚Jade‘. Und so ist das Leben, das hier beschrieben wird.

Alles geben, alles wollen. Alle Energie auf einmal und kompromisslos raushauen für ein paar wenige, aber wirklich glückliche Momente: ‚Eine ganze Nacht nicht halten wie ein Sturm, der durch Erlen zieht. Nur weg und nur raus.‘

Oder so: It’s better to burn out than to fade away. Was über die Jahre schon zu Phrasen verkommen ist, wird von Pascow mit neuer Glaubwürdigkeit beschworen. Das Leben gegen den Strom, neben der Masse meint ‚die falsch Verliebten, die suchenden Seelen, all die Deppen, die vom Bahnhof und dich‘. Damit dürften sich eine Menge Heranwachsender identifizieren können, das trifft den Zeitgeist.

Denn die beschriebene Abgrenzung ist beiderseitig und gewollt. Darin liegt das Glück, um dessen Suche es hier geht: ‚Auch wenn ihr‘s tausend Mal probiert, das hier werden nie eure Lieder!‘ Das ist kein lahmer Versuch zur Rettung des Punk. Nein, Pascow sehen sich als Band selbst in der Verantwortung und haben sich auf eine Mission begeben. Der Titelsong schreit es heraus: ‚Himmel auf für das Geballer, hört einfach nie mehr auf. Werdet Riesen, bleibt nur weg von leeren Szenedogmen und verdammtem Mittelmaß.‘ Auch musikalisch ist dieser einer der stärksten, weil wütendsten Songs.

Überhaupt verwandeln Pascow ihre innere Unruhe in ansteckende Grooves (‚Kriegerin‘). Die Wut in den Texten ist, selbst wenn gewaltsam, nicht (selbst)zerstörerisch. Sondern eine nachdrückliche Ausdrucksform auf der Suche nach neuen Wegen. Nach besseren Wegen für die besagten Outsider. Aus der Platte spricht ein krasser Lebenswille. Die Absicht, laut und immer mit dabei zu sein: ‚Ich will, dass du nur dir gehörst und die Welt um dich störst, mit Anarchisten das Land niederbrennst.‘ Und dabei nicht zu schweigen über das, was falsch und immer falscher ist in dieser ökonomisierten und durchkalkulierten Welt. (wieder: ‚Kriegerin‘)

Wenig überraschend, dass jemand mit diesem Lebensstil, der so klar sieht und so entschlossen ist, auch eine tiefe Melancholie in sich hat. Weil all das eben aus dem Herzen kommt, und nicht einfach erdacht ist. Folgerichtig endet ‚Jade‘ elegisch, traurig und erschöpft. Nach dem Ausbruch, dem Kampf und der Party wirkt ‚Wunderkind‘ wie in sich zusammengesunken. Aber wir wissen, dass es wieder aufstehen wird. Und die klare Botschaft von ‚Jade bleibt: ‚Be aggressive, be aggressive, be aggressive!‘

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