Riders Of Doom (Remastered)
Deathrow sind ohne Frage eine der im Metal-Underground am kultischsten verehrten Bands des „Teutonen-Thrash“-Zeitalters. Die Band erfüllt dabei die für Underground-Kult wichtigsten Merkmale: kein kommerzieller Erfolg, keiner der Musiker war später weiterhin aktiv und, ganz wichtig, aufgrund kleiner Auflagen sind die Alben natürlich alle saumäßig rar. Im Zuge der Noise Records-Wiederveröffentlichungen sind nun aber auch die ersten drei, bei ebenjenem Label erschienen Deathrow-Alben wieder problemlos für den Normalo-Metaller erhältlich. Wie schlagen sich die Kultalben also im Jahr 2018?
Dem Debüt „Riders Of Doom“ eilt ja der Ruf voraus, eines der besten deutschen Thrash-Alben überhaupt zu sein und vielleicht sogar das bessere „Endless Pain“. Der Vergleich mit dem Kreator-Klassiker hinkt aber ganz enorm – denn zwar gingen Deathrow auf ihrem Debüt genauso überdreht über’s Speedlimit wie Mille und Co im Teenager-Alter, doch „Riders Of Doom“ klingt deutlich weniger aggressiv und in Sachen Gitarrenarbeit auch bereits ausgefeilter als die Essener Konkurrenten. Tatsächlich bieten Deathrow auch richtige Gesangsmelodien, die Songs wie ‚Spider Attack‘, ‚Samhain‘ oder den Titelsong regelrecht mitgröhlbar machen. Dazu enthält fast jeder Song ausladende, meist mit zweistimmigen Gitarren und auflockernden Breaks ausgestattete Instrumentalpassagen, die Deathrow schon früh von der Konkurrenz abhoben und bereits in die zukünftige, technischere Richtung der Band weisen sollte. Die Schlagzeugarbeit kann da leider nicht hundertprozentig mithalten. Denn einerseits versprüht das Drumming durchaus enorme punkig-chaotische Energie, macht dieselbe aber mit holprigem Spiel, Temposchwankungen und wackligen Breaks bisweilen auch wieder selbst kaputt. Abstriche muss man auch bei der Produktion machen. Denn „Riders Of Doom“ klingt schlicht und einfach trotz Remaster ziemlich übel. Auch 1985 war man – selbst im Underground! – bereits Besseres gewohnt. Die Bassdrum ist beispielsweise nur dann zu hören, wenn niemand sonst spielt, und auch das Bassspiel ist eher zu erraten als zu hören. Die Gitarren und Vocals sind dafür ständig am Übersteuern – durch das höhenlastige Remaster wird dieser Effekt sogar noch verstärkt. Das dürfte Achtziger-Kult-Fetischisten kaum stören, wer das Album aber heute mit frischen Ohren hört, wird sich aber möglicherweise fragen, was zum Teufel wir alten Säcke denn daran so kultig finden.
Und das ist natürlich der große Knackpunkt. Für existierende Fans macht die Mucke immer noch genausoviel Laune wie damals, als man die Band, vermutlich als fünfzehnjähriger Nachwuchsmetaller, kennengelernt hat. Wem diese nostalgische Beziehung allerdings fehlt, der wird auf „Riders Of Doom“ eher mit einem Schulterzucken reagieren. Denn natürlich klingt das Ganze aus heutiger Sicht antiquiert, ja, unprofessionell, und natürlich haben Deathrows „Riders Of Doom“ im Vergleich zu, sagen wir mal, den jungen Kreator, Tankard, Destruction – oder den eigenen Folgealben! – einfach weniger eigenes Profil. Ohne rosa Fanbrille muss man also leider konstatieren, dass „Riders Of Doom“ im Vergleich zu seinen beiden Nachfolgern nicht besonders gut gealtert ist.
Die Aufmachung des Albums als Digipack mit Linernotes, Fotos und Texten kann man, wie bei den anderen Noise-Reissues nur als extrem gelungen bezeichnen. Die Bonustracks – Demos und Proberaummitschnitte – sind allerdings aufgrund des katastrophalen Sounds offen gesagt so gut wie ungenießbar und maximal aus dokumentarischen Gründen interessant. Dennoch, für alle Altmetaller ist natürlich schön, dass es das Album endlich wieder zu einem vernünftigen Preis und in guter Aufmachung zu kaufen gibt – und ich kann mein altes Tape (mit Running Wild auf der zweiten Seite…) endlich guten Gewissens entsorgen.