The Story
Schotten sind besondere Menschen. Hart wie das Land und sanft, wie das Licht über den heidebewachsenen Bergen. Runrig haben in ihrer langen Bandgeschichte immer versucht, die Füße im heimatlichen Torf zu halten und die Nase im Wind, der aus der Ferne über die Hebriden bläst.
Ihr vierzehntes und letztes gemeinsames Album ist ein typisches Runrig-Werk. Klanglich und inhaltlich folgt es dem Credo „bewahrt das Bewährte“. Das ist nicht schlecht. Aber das ist auch nicht wirklich gut. Man ist versucht, dieses Album einfach durchzuwinken als Rezensent. Es sind Runrig, es ist solide, es klingt schön und es ist unter dem Strich sicher auch, was man erwartet hatte. Letztendlich allerdings lässt sich das Gefühl nicht ganz abstreifen, dass die Band sich vielleicht ein Album zu spät von uns verabschiedet.
Als jemand, der Runrig zum ersten Mal vor mindestens 25 Jahren live gesehen hat, möchte man diese Scheibe so gerne lieb haben, aber es stellt sich eine Art freundlicher Langeweile ein. Jedesmal, wenn Texte oder Musiksequenzen alte Runrig Songs ins Gedächtnis zurückrufen, möchte man eigentlich lieber aufstehen und bei ‚The Years We Shared‘ zum Beispiel ‚The Cutter and the Clan‘ in den Player werfen.
Für ein Album, das ‚The Story‘ heißt, fehlt einem am Ende des Tages tatsächlich die Geschichte, die es hätte erzählen können. ‚The Place Where The Rivers Run‘, der vorletzte Song, bringt endlich so etwas, wie die Rückschau zu den Anfängen, die Geschichte, das Histörchen. Auch musikalisch ist das sicher das Highlight des Albums, hier treffen die Folkwurzeln auf den Rock und hier kommt endlich Stimmung beim Anhören auf. Too little, too late, leider.
Zum Schluss sagt man artig Danke für die Jahrzehnte mit Runrig-Musik, für die Fahrt durch Glencoe mit ‚Siol Ghoraidh‘ im CD Player des Mietwagens, für das Rumgeknutsche eingeschneit auf der Isle of Skye zu ‚An Ubhal As Airde‘ und für großartige Konzerterlebnisse, von denen man im Spätherbst diesen Jahres noch ein letzes mitnehmen kann.
Und damit bleibt der Ausklang doch eher versöhnlich und vielleicht kann man mit diesem Album ja doch noch leben. Vielleicht braucht man einfach eine Erinnerung, die sich mit ‚The Story‘ verknüpft.