Intersections
Was wurde das Debüt-Album von Mekong Delta damals 1987 von den Medien abgefeiert. Das 70er-Jahre-Trash-Cover, die Pseudonyme und diese explosive, hochtechnische Instrumentierung ließen vielen die Kinnlade herunter fallen. Wer steckte hinter dieser Band? Basser und Produzent Ralph Huber (Björn Eklund), Rainer Kelch (Vincent St. Johns) und Frank Fricke (Rolf Stein) von den genialen Living Death, Wolfgang Borgmann (Keil) am Mikro und die Drum-Machine Jörg Michael (Gordon Perkins) von Rage waren die erste Besetzung Mekong Deltas. Es folgten ein geniales Album nach dem nächsten, besonders zu erwähnen sind „The Music of Erich Zahn“, ein Konzept Album nach der Geschichte von H.P. Lovecraft sowie das vielschichtige „The Principle of Doubt“-Meisterwerk. Wenn Soli auf Soli folgt und das Songwriting nicht mehr nachvollziehbar ist, nehmen viele lieber ihren Hut. Mekong Delta war und ist da eine Ausnahme, denn sie schafften es, immer dann die Kurve zu kriegen, wenn ihre Songs in eine andere Dimension abzudriften drohten. Aber auch weil die Songs anders waren, sie hatten andere, progressive Strukturen, an der Klassik angelehnt. Aber fast immer mit Lichtgeschwindigkeit vorgetragen. 1997 kam dann ja auch die Trennung.
Das Comeback zehn Jahre nach der Trennung raubte einem wieder den Atem, so wie 20 Jahre zuvor. „Lurking Fear“ und „Wanderer on the Edge of Time“ konnten sich mit den Klassikern der Bandgeschichte messen lassen. Und nun gibt es die Version 2.3, wenn man so will, wobei es sich bei „Intersections“ (Steamhammer/SPV) nicht um neue Songs handelt, sondern um Neuinterpretationen alter Thrash/Speed Metal Kracher, die einmal mehr aufzeigen, wie großartig Mekong Delta schon in ihren Teenager-Tagen waren und wie genial sie im reiferen Alter sind.
Aus alt, mach neu, mach besser!
Den Auftakt macht „Prophecy“ vom Album „The Music of Erich Zahn“, gefolgt von einer entfesselten Version von „The Cure“ vom Debüt und schon ist man hin und weg von den neuen Versionen, die einen dank ihrer neuen oder wieder auch gewonnenen Ausdrucksstärke – die remasterten Alben waren ja grässlich, ein Verbrechen – sofort für sich einnehmen. Schon jetzt fällt die starke Gesangsleistung von Martin LeMar auf, der an vielen Stellen angenehm an Bruce Dickinson erinnert. Mit „Shades of Doom“ folgt der nächste, vielleicht sogar der Höhepunkt von „Intersections“, der zugleich den Abschluss der ersten Hälfte der Bandgeschichte bildet.
„Dances of Death“ markierte 1990 so etwas wie eine Entwicklung im Songwriting. Immer mehr Strukturen aus der Klassik fanden Einzug in die Songs, siehe/höre „Transgressor“. Auch begann sich das Besetzungskarussell regelmäßig zu drehen. Es folgen vertraute Werke wie „Sphere Eclipse“, „Heartbeat“ und „Innocent?“ von „Kaleidoscope“ und eine bombastische Interpretation von „The Healer“ von „Visions Fugitives“. Allesamt kein Deut schlechter als die erste handvoll Songs.
Was insgesamt auffällt ist, dass die Neuinterpretationen zwar noch jenseits der Fähigkeiten vieler Kollegen sind, trotzdem aber eingängig, mitreißend und modern geworden sind. Viele kleine neue Ideen haben ihren Weg in die Songs gefunden und sorgen so für das Gefühl, dass sich Ralph Hubert und seine Mannen viele Gedanken darüber gemacht haben, was sie aus den „alten“ Stücken machen. Auch der Sound fällt nicht so technisch aus wie bei den beiden Vorgängern, sondern harmoniert bestens mit den „neuen“ Songs und verleiht „Intersections“ ein äußerst homogenes Klangbild auf extrem hohem Niveau. Jedem Thrasher und Power Metal-Fan, ob alt oder jung, dürfte bei den zehn Songs das Herz aufgehen.
1. Prophecy
2. The Cure
3. Memories Of Tomorrow
4. Heroes Grief
5. Shades Of Doom
6. The Healer
7. Transgressor
8. Sphere Eclipse
9. Heartbeat
10. Innocent