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The Sin And The Sentence

Einigermaßen überraschend klingt das aktuelle Album der Metalcore-Chartstürmer produktionstechnisch völlig anders, als man das vom Genre so gewohnt ist. Ja, liebe Freunde der Stromgitarre, Trivium haben die Mitten-Frequenzen entdeckt! Als Konsequenz klingt die Scheibe erstaunlich warm, natürlich und, nun ja, druckvoll – sogar der Bass ist diesmal klar und deutlich herauszuhören. Klar, an die Bassdrum kommt auch 2017 bei Trivium immer noch kein Mikro dran, aber sogar die Snare klingt diesmal so richtig nach Holz, Fell und Draht statt nach Scooter-Sample. Sollte sich hier ein Wandel in der Metalproduktion anbahnen? Oder haben Trivium einfach nur von den Genrekonvention die Nase voll?

Nun, wie dem auch sei, musikalisch hat sich nicht viel verändert. Thrash- und Power-Metal-Riffs treffen auf Alternative-Rock-Melodien, Pop-Hooklines und ein paar mild pissige Shouts, die als Einziges das Metalcore-Prädikat noch halbwegs rechtfertigen. Ob man’s nun hören mag oder nicht, aber Trivium haben eben ihren eigenen Sound gefunden, und viel wird sich da mit Sicherheit nicht mehr verändern. Der Fan der frühen Tage wird sich über „zu viel Professionalität“ mokieren, aber es ist davon auszugehen, daß Matt Heafy und Co das am Allerwertesten vorbeigehen wird. Denn Songs wie ‚The Heart From The Hate‘ (dessen Melodie mich irgendwie an Volbeat erinnert), der Singalong ‚Sever The Hand‘ oder das speedige ‚Betrayer‘ mit waschechten Tipton/Downing-Riffs kommen eben mit den patentierten, megaeingängigen Hooklines, die Trivium schon immer mainstreamtauglicher über ihre Konkurrenz gestellt haben. Ja, das ist nur einen kleinen Schritt von Nickelback und Five Finger Death Punch entfernt, aber, so seltsam es klingen mag, noch ein gutes Stück glaubwürdiger als die Anbiederungen vieler Konkurrenten. Selbst die Halbballade ‚Beauty In The Sorrow‘ ist meilenweit von der schwülstigen Konkurrenz entfernt, und mit dem siebenminütigen ‚The Revanchist‘ gibt die Band auch wieder ihrem Drang zu epischem Material nach, inklusive zweiminütigem Instrumentalpart mit Anleihen an die ollen Mercyful Fate.

Alles in allem haben Trivium mit „The Sin And The Sentence“ gewohnte Qualität abgeliefert. Das Album ist zwar nicht unbedingt ein Füllhorn an Überraschungen geworden, aber ein gutes Modern-Metal-Scheibchen von einer Band, die, ob man sie mag oder nicht, einfach einen enormen Wiedererkennungs- und Unterhaltungswert hat.

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