I Knew You When
Seit einigen Jahren ist der einstige „Detroit Detonator“ sehr zur Freude seiner Fans wieder recht aktiv. Und so läßt Bob Seger auch gerade mal drei Jahre nach dem letzten Album „Ride Out“ mit „I Knew You When“ ein weiteres vollständiges Studioalbum folgen – und wie schon auf „Ride Out“ zeigt Seger, daß er auch mit 72 Jahren (!) und zugegeben etwas angeschlagener Stimme – die Urgewalt der jungen Jahre hat Seger natürlich nicht mehr parat – immer noch genug Energie in sich hat, um launigen Heartland-Rock gehobener Güteklasse zu fabrizieren.
Okay, einen Hammer wie ‚Hollywood Nights‘, ‚Ramblin‘ Gamblin‘ Man‘ oder ‚Night Moves‘ hat „I Knew You When“ nicht im Angebot, aber das dürfte auch niemand ernsthaft erwarten. Dennoch geben Songs wie das von Lou Reed geschriebene ‚Busload Of Faith‘, das ewas an ‚Against The Wind‘ erinnernde Titelstück oder die Rocker ‚The Highway‘ und ‚Forward Into The Past‘ immer noch höchst wertige Additionen zu einem beeindruckenden Hitcanon ab und dürften auch live exzellent zwischen den Oldies geradestehen. Mit ‚Democracy‘ aus der Feder Leonard Cohen positioniert sich Seger auch – womöglich nicht gerade zur Freude seiner eher konservativen Fangruppe – als Kritiker der momentanen politischen Situation in den USA. Mit ‚The Sea Inside‘ lehnt sich Bob ein wenig an Led Zeppelin an und erinnert dabei gar an die frühen Tage des Bob Seger System.
Das Einzige, was man ein wenig kritisieren kann, ist, daß die Songs eben teilweise schon ein paar Jahre alt sind und deshalb ein etwas uneinheitliches Bild abgeben. Speziell das Mittneunziger-Outtake ‚Runaway Train‘ mit seinen Computer-Drums wirkt wie ein Fremdkörper – nicht schlecht, aber eben auch hörbar kein Song von 2017. Das ist aber ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten ziemlich starken Album, das Fans bodenständiger Rockmucke auf jeden Fall gut beigehen wird – Seger-Fans braucht man das eh nicht mehr zu sagen.