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Honor Is Dead

Wovenwars Gründung war aus der Not geboren. Dafür, dass die Ex-Mitglieder von As I Lay Dying nach der unrühmlichen Verhaftung ihres Leadsängers in aller Eile ein neues Projekt auf die Beine stellen mussten, klang das gleichnamige Debütalbum von 2014 gar nicht mal schlecht. Handfester Metal mit melodischen Einflüssen und dazu größtenteils cleaner Gesang vom neuen Sänger Shane Blay. Auf dem frisch erschienenen Nachfolger treibt das Quintett aus San Diego dieses Konzept noch etwas weiter.

Schon der erste Titel ‚Confession‘ zeigt, was ab sofort Programm ist: Nicht nur mitschreibare Choruslines mit Ohrwurmpotential traut man sich jetzt zu, Blay darf nun endlich auch schreien, was die Stimme hergibt. Ein Gewinn für die Band, die sich auf ihrem letzten Album offenbar noch bewusst musikalisch von der Vergangenheit der Bandmitglieder distanzieren wollte. Der Refrain erinnert mit seinem melodischen Gesang dann wieder stärker an die letzten AILD-Alben, eine bloße Billigkopie des bekannten Materials muss allerdings auch bei den übrigen Songs niemand befürchten.

Das Ganze noch als klassischen Metalcore zu bezeichnen wäre ohnehin schwierig. Wovenwar verarbeiten gleichermaßen Einflüsse aus Vergangenheit und Gegenwart und finden so zu einem ganz eigenen Stil, der sich kaum an irgendwelchen Vorbildern messen muss. Hätten sich As I Lay Dying nicht getrennt sondern musikalisch weiterentwickelt, wäre vielleicht etwas Ähnliches entstanden. Aber diesen Vergleich hat die Truppe gar nicht unbedingt nötig.

Für die Band mag es ein Abstieg sein, mittlerweile häufiger als Support für andere Bands statt als Headliner aufzutreten, ihrer Musik hat es jedoch nicht geschadet. Auf ihrem zweiten Album zeigen sich Wovenwar lebendiger denn je und vollziehen den Schritt zu einer selbstbewussten Metalband, die weiß was sie will.

(geschrieben von Michael Seiler)

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