| |

Holocene

Prahlt da jemand mit Schulwissen? Oder wollen uns die drei Herren Musiker von Statues mit ihrem zweiten Album „Holocene“ (Lövely Records) und dem Blick auf den zeitlichen Überbau die Hektik des Alltags nehmen? Das Holozän jedenfalls ist der geologische Zeitabschnitt, in dem sich Mutter Erde seit 11.700 Jahren befindet. So betrachtet, scheint es auf einen einzelnen Tag nicht anzukommen. Trotzdem konnten die Statues nicht an sich halten und haben ihre elf neuen Songs in nur drei Stunden im Studio runtergerattert.

Gut gehaushaltet, denn da gab es Geld zurück für die länger kalkulierte und bereits bezahlte Studiozeit. Musikalisch geben sich die Statues allerdings nicht so sparsam. Die Band aus Umeå, Schweden, führt Hüsker Dü als Referenz an und tut es ihnen in Sachen Übersteuerung fleißig nach. Etwas zeitgenössischer betrachtet fallen klare Parallelen zu den Japandroids auf, wenn die Statues ihre Songs auch mit offensiveren Rock-Riffs ausstatten. Will sagen: „Holocene“ ist laut, dicht und verzerrt.

Doch während bei den namhaften Bands, die hier Pate standen, klare Konzepte erkennbar sind, werden die Arrangements und Soundeffekte bei den Statues eher lieblos eingesetzt. Im Laufe des Albums wird langsam immer deutlicher, dass die dicke Produktion ein eher dünnes Songwriting kaschiert. Nach den ersten beiden Songs geht die Aufmerksamkeitskurve ziemlich rapide nach unten. Erst mit „Ending The Holocene“ vermag der Hörer wieder aufgerüttelt werden, aber da hat die Band schon einen Gutteil des anfänglichen Sympathiebonus wortwörtlich verspielt.

Um Ambitionen sind Statues nicht verlegen. Nur sind sie mit ihrer offenkundigen Verehrung für das SST-Label wohl um die 35 Jahre zu spät dran. Die Band rühmt sich selbst ihres impulsiven, aber einfachen Rocksounds, was ganz und gar nichts Schlechtes sein muss. Es bleibt nur irgendwie unklar, aus welcher tieferen Motivation heraus die einzelnen Songs von „Holocene“ entstanden sind und was sie im Heute verankert.

Nun ja, wenn wir in geologischen Erdzeitaltern rechnen, sind Statues brandaktuell. Aber machen wir uns nichts vor, Musikfans im gefühlt immer schneller fortschreitenden 21. Jahrhundert ticken einfach anders. In einer Band zu spielen, nur um des In-einer-Band-spielen-Willens, reicht da eben doch nicht aus.

 

Statues bei Facebook
Statues bei Bandcamp

Cargo Records

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar