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Hogjaw – ‚Whiskey-Soda ist unser Lieblingsdrink!‘


Sieben Jahre und fünf Alben, vier Tourneen durch Europa und die geballte Ladung Bluesrock im Blut: Keine schlechte Bilanz für die Bandgeschichte. Wir haben Hogjaw vor dem Bremer Konzert auf der aktuellen Tour getroffen und mit den sympathischen Amis geplaudert. Die vier Amerikaner haben gute Erinnerungen an Bremen und an den kleinen Bluesclub „Meisenfrei“, in dem sie schon auf ihrer allerersten Europatour gespielt haben. „Wir haben damals genau hier bis fünf Uhr morgens gesessen und Bier getrunken!“ berichtet die Band. Auf dieser Tour waren sie aber alle artige Jungs, wie Bassist Elvis D. verrät. Bei über 30 Tourtagen bisher gab es nur fünf oder sechs durchzechte Nächte. Das sind doch gute Voraussetzungen für den heutigen Auftritt.

Hogjaw_1.jpgHogjaw verbinden viele verschiedene Stile zu einem homogenen Ganzen: Hardrock trifft auf Southern Rock, Blues auf Country, Americana auf Rock’n’Roll. Und so sehen Frontmann JB Jones und seine Männer sich selbst auch in erster Linie als Rock’n’Roll-Band. „In den 80ern, als wir aufgewachsen sind und gelernt haben, unsere Instrumente zu spielen, haben wir Classic Rock gehört“, erinnert sich Gitarrist Jimmy. „Und wir haben angefangen, Metal zu spielen. Ja, Metal. Danach haben wir damit begonnen, immer mehr Rock- und Blueselemente in unsere Songs einzubauen. Nichts von allem, was wir heute spielen, ist wirklich neu. Jedes Element wurde schon von anderen Bands gespielt.“ Ja, wirklich innovativ oder bahnbrechend neu mag Hogjaws Musik nicht sein, aber das Gesamtpaket stimmt einfach. Besonders live springt der Funke sofort über. Bodenständiger kerniger Hardrock à la ZZ Top trifft auf AC/DC-Riffs und melodiöse Gitarrenparts, denen man immer noch ihre Ursprünge im Heavy Metal und Classic Rock anmerkt.

„Ich denke, unsere Musik ist unsere Interpretation unserer Einflüsse und Vorbilder“, führt Elvis D. den Hojaw-Stil weiter aus und erntet für diese Beschreibung Applaus seiner Kollegen. Und diese Einflüsse reichen vom Classic Rock bis zum Blues. „Wir mögen zum Beispiel auch die Allman Brothers Band sehr gerne und The Marshall Tucker Band. Diese Musik hat uns inspiriert.“

Hogjaw_2.jpg „Die vier Musiker kennen sich schon seit ihrer Jugend, da sie alle in der gleichen Nachbarschaft aufgewachsen sind. Nachdem einige Bands, in denen ein paar von ihnen vorher gespielt hatten, nicht mehr existierten, trafen sich die vier auf einem Barbecue und unterhielt sich schließlich über Musik. Schnell war die Idee geboren, eine gemeinsame Band zu gründen. Hogjaw erblickte Anfang 2007 das Licht der Welt. „Es hieß, es wäre eine Garagen-Band, und ob ich nicht mitmachen wolle“, erinnert sich Frontmann JB. Er lacht: „Ja, und jetzt sind wir hier in Deutschland auf Tour und weit davon entfernt, nur eine Garagen-Band zu sein.“ Hogjaw ist gewachsen, und selbst wenn alle Bandmitglieder noch andere Jobs haben, erzielen sie mit ihrer Musik doch zumindest soviel Gewinn, um die Band und das Touren finanzieren zu können. „Die Musik trägt und finanziert sich selbst“, stellt Elvis zufrieden fest. „Wir haben alle noch andere Jobs, und manchmal ist es schwierig, genug Zeit für alles zu finden, da unsere Tage ja auch nur 24 Stunden haben.“

Das aktuelle Album „Rise To The Mountains“ überzeugt durch seine griffig-groovigen Hardrock-Nummern. Ein wunderbarer Titel ist der Song ‚I Will Remain‘, wohl der einzige Songs, der jemals aus der Perspektive eines Berges (!) geschrieben wurde. Wir wollten natürlich wissen, wie es dazu kam und wie ‚I Will Remain‘ entstanden ist. „Es geht nicht um einen speziellen Berg. Es könnte jeder Berg sein“, sagt JB. „Wir ließen uns von den Bergen nördlich von Phoenix in Arizona inspirieren, in die wir öfters Ausflüge unternehmen. Es gibt viele Songs über Leute, die Ausflüge ins Gebirge oder in den Wald machen, zum Beispiel der Titelsong unserer Platte. Wir wollte die Perspektive einmal umdrehen. Der Berg sieht all diese winzigen Menschen. Es geht darum, wie klein und unbedeutend die Menschen doch sind. Dieser Berg wird immer dort stehen, egal was auch um ihn herum geschieht.“

Hogjaw_3.jpg „Wie fast immer bei Hogjaw, entstand die Musik zu ‚I Will Remain‘ zuerst. „Wir kamen dann auf die Idee mit diesem Text, und er passte wirklich sehr gut dazu.“ Gitarrist Jimmy erklärt, dass die Musik normalerweise zuerst geschrieben wird. „Ab und zu haben wir auch als erstes einen Text, aber das ist die Ausnahme. Wir schreiben alle unsere Musik gemeinsam. Wir sitzen im Proberaum und fangen an zu jammen. Jeder hat schon Ideen für Riffs und Parts gehabt. Selbst Kwall, unser Schlagzeuger, hat Gitarrenparts geschrieben.“ Man sieht (und hört), dass alle Mitglieder von Hogjaw Vollblutmusiker sind und auch gerne einmal über den Tellerrand ihres eigenen Instruments hinweg schauen.

Zum aktuellen Album gibt es auch ein offizielles Musikvideo. ‚The Smoker‘ macht Lust auf Bier, Barbecue, Grillen und sommerliche Party:



„Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Video zu drehen“
, erinnern sich alle Bandmitglieder. „Am schwersten war es aber, uns immer wieder klar zu machen, dass wir zur Arbeit dort waren. Man wird bei so einer Party leicht abgelenkt.“ Das Video wurde an drei verschiedenen Locations gedreht. Die Pool-Szenen entstanden auf dem Grundstück des Gitarristen Jimmy. Ein weiterer Drehort lag in North-Carolina. „Das Video zeigt ganz gut, was wir alle so machen, wenn wir gerade nicht in der Band spielen“, grinst Jimmy. Grillen, essen, Pool-Parties: Das Leben eines Bluesrockers erscheint uns ziemlich cool. Nicht vergessen darf man aber natürlich die harte Arbeit, die Hogjaw immer wieder in die Entstehung ihrer Alben stecken. Aber diese Arbeit zahlt sich aus: Zum vierten Mal ist das Quartett auf Europatour, hat in den letzten Wochen das spanische Publikum zum Rocken gebracht und ist jetzt wieder einmal durch Deutschland unterwegs. Es gefällt den vier Amis ausgesprochen gut bei uns. „Deutschland ist wunderbar!“ stellt Elvis auf deutsch fest.

Hogjaw_4.jpg„Das Publikum ist überall ganz verschieden“, sagt JB, als wir ihn auf die unterschiedlichen Mentalitäten der Europäer ansprechen. „In Spanien war es immer total verrückt. Die Leute feiern da eine riesige Party. Hier in Deutschland sieht es mehr so aus, als ob die Menschen einfach nur unsere Musik hören wollen.“ Das ist zwar überwiegend richtig, aber der weitere Verlauf des Abends soll noch zeigen, dass Hogjaw es schaffen, auch die kühlen Hanseaten in Wallungen zu versetzen, wie Ihr in unserem Konzertbericht nachlesen könnt.

„In den USA ist es für eine Band wie uns schwieriger als in Europa“, stellt Frontmann JB fest. „In Arizona zum Beispiel gibt es viele Metal- und Country-Bands. Aber kaum jemand spielt diesen Southern-Hardrock, wie wir es machen. Wenn die Fans dort uns einmal live gesehen haben, kommen sie auch gerne wieder. Aber es ist immer eine Herausforderung, neue Leute zu einem Konzert zu locken, die uns noch nie zuvor gehört haben. Das funktioniert in Europa besser.“ Und Bassist Elvis wirft ein: „Im Moment sind vermutlich mehr Southern-Rock-Bands in Europa auf Tour als in den Vereinigten Staaten.“ Ein ähnliches Statement haben The Delta Saints vor Kurzem bereits im Interview abgegeben. Europa – das Eldorado für amerikanische Bluesrocker? Tatsache ist, dass US-Bluesrock in den letzten Jahren bei uns stark im Kommen ist und nicht zuletzt durch Stars wie Joe Bonamassa viele Fans gewonnen hat. Davon profitieren eben auch die kleineren Bands wie Hogjaw. „Ich denke, die Leute können unsere Hingabe zur Musik sehen und hören, wenn sie zu unseren Shows kommen“, erklärt Elvis D. Recht hat er mit dieser Aussage. Hogjaw stehen für ehrliche handgemachte Musik, für Southern Blues mit viel Kraft und vor allen Dingen einer Seele. „Bluesrock ist zurück, weil er Passion und Emotionen hat und die Leute in die Musik eintauchen können.“

Hogjaw_5.jpg „Zum Schluss wollten wir noch wissen, woher der Bandname stammt und welche Bedeutung dahinter steckt. JB erklärt: „Die Idee für unseren Namen stammt aus dem National Geographic Magazine. Hogjaw ist ein Begriff für die Unersättlichkeit beim Essen und Trinken, für die Völlerei also. Man sagt ‚Du hogjawst das ganze Essen weg‘, wenn jemand so richtig im Überfluss reinhaut. Der Begriff ist mehr in den Südstaaten verbreitet. In dem Magazin war also ein Foto von einem Typen aus Louisiana, und er hatte ein T-Shirt an mit der Aufschrift ‚Hogjaw is my name, eating is my game‘. Als wir also einen Bandnamen suchten, fanden wir das alle ziemlich cool.“

Cool. Lässig. Bluesig. Das sind Hogjaw. Wer Southern Rock mag, sollte sie auf ihrer nächsten Europatour keinesfalls verpassen und mit ihnen nach der Show noch einen gepflegten Drink nehmen. Ihr wisst ja jetzt, was die vier am liebsten trinken.

Fotos, Interview und Übersetzung: Michael Buch

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