Wer bei der Erwähnung unseres Magazins gleich feststellt, dass Whiskey-Soda das Lieblingsgetränk der gesamten Band sei, den muss man doch einfach mögen, nicht wahr? Aber auch von dieser Vorliebe einmal abgesehen, haben wir nicht viel an Hogjaw aus Arizona auszusetzen. Warum auch? Tighter Hardrock mit einer gehörigen Southern-Rock-Attitüde, ein paar Bluesriffs, fertig. Hogjaw klingen in etwa so, als hätten sich AC/DC dazu entschieden, Lynyrd Skynyrd-Fans zu werden und mit Hingabe und einer gehörigen Portion Power den Südstaaten-Rock zu zelebrieren.

Sieben Jahre und fünf Alben, vier Tourneen durch Europa und die geballte Ladung Bluesrock im Blut: Keine schlechte Bilanz für die Bandgeschichte. Wir haben Hogjaw vor dem Bremer Konzert auf der aktuellen Tour getroffen und mit den sympathischen Amis geplaudert. Die vier Amerikaner haben gute Erinnerungen an Bremen und an den kleinen Bluesclub „Meisenfrei“, in dem sie schon auf ihrer allerersten Europatour gespielt haben. „Wir haben damals genau hier bis fünf Uhr morgens gesessen und Bier getrunken!“ berichtet die Band. Auf dieser Tour waren sie aber alle artige Jungs, wie Bassist Elvis D. verrät. Bei über 30 Tourtagen bisher gab es nur fünf oder sechs durchzechte Nächte. Das sind doch gute Voraussetzungen für den heutigen Auftritt.
„Ich denke, unsere Musik ist unsere Interpretation unserer Einflüsse und Vorbilder“, führt Elvis D. den Hojaw-Stil weiter aus und erntet für diese Beschreibung Applaus seiner Kollegen. Und diese Einflüsse reichen vom Classic Rock bis zum Blues. „Wir mögen zum Beispiel auch die Allman Brothers Band sehr gerne und The Marshall Tucker Band. Diese Musik hat uns inspiriert.“
Das aktuelle Album „Rise To The Mountains“ überzeugt durch seine griffig-groovigen Hardrock-Nummern. Ein wunderbarer Titel ist der Song ‚I Will Remain‘, wohl der einzige Songs, der jemals aus der Perspektive eines Berges (!) geschrieben wurde. Wir wollten natürlich wissen, wie es dazu kam und wie ‚I Will Remain‘ entstanden ist. „Es geht nicht um einen speziellen Berg. Es könnte jeder Berg sein“, sagt JB. „Wir ließen uns von den Bergen nördlich von Phoenix in Arizona inspirieren, in die wir öfters Ausflüge unternehmen. Es gibt viele Songs über Leute, die Ausflüge ins Gebirge oder in den Wald machen, zum Beispiel der Titelsong unserer Platte. Wir wollte die Perspektive einmal umdrehen. Der Berg sieht all diese winzigen Menschen. Es geht darum, wie klein und unbedeutend die Menschen doch sind. Dieser Berg wird immer dort stehen, egal was auch um ihn herum geschieht.“
Zum aktuellen Album gibt es auch ein offizielles Musikvideo. ‚The Smoker‘ macht Lust auf Bier, Barbecue, Grillen und sommerliche Party:
„Es hat sehr viel Spaß gemacht, dieses Video zu drehen“, erinnern sich alle Bandmitglieder. „Am schwersten war es aber, uns immer wieder klar zu machen, dass wir zur Arbeit dort waren. Man wird bei so einer Party leicht abgelenkt.“ Das Video wurde an drei verschiedenen Locations gedreht. Die Pool-Szenen entstanden auf dem Grundstück des Gitarristen Jimmy. Ein weiterer Drehort lag in North-Carolina. „Das Video zeigt ganz gut, was wir alle so machen, wenn wir gerade nicht in der Band spielen“, grinst Jimmy. Grillen, essen, Pool-Parties: Das Leben eines Bluesrockers erscheint uns ziemlich cool. Nicht vergessen darf man aber natürlich die harte Arbeit, die Hogjaw immer wieder in die Entstehung ihrer Alben stecken. Aber diese Arbeit zahlt sich aus: Zum vierten Mal ist das Quartett auf Europatour, hat in den letzten Wochen das spanische Publikum zum Rocken gebracht und ist jetzt wieder einmal durch Deutschland unterwegs. Es gefällt den vier Amis ausgesprochen gut bei uns. „Deutschland ist wunderbar!“ stellt Elvis auf deutsch fest.
„In den USA ist es für eine Band wie uns schwieriger als in Europa“, stellt Frontmann JB fest. „In Arizona zum Beispiel gibt es viele Metal- und Country-Bands. Aber kaum jemand spielt diesen Southern-Hardrock, wie wir es machen. Wenn die Fans dort uns einmal live gesehen haben, kommen sie auch gerne wieder. Aber es ist immer eine Herausforderung, neue Leute zu einem Konzert zu locken, die uns noch nie zuvor gehört haben. Das funktioniert in Europa besser.“ Und Bassist Elvis wirft ein: „Im Moment sind vermutlich mehr Southern-Rock-Bands in Europa auf Tour als in den Vereinigten Staaten.“ Ein ähnliches Statement haben The Delta Saints vor Kurzem bereits im Interview abgegeben. Europa – das Eldorado für amerikanische Bluesrocker? Tatsache ist, dass US-Bluesrock in den letzten Jahren bei uns stark im Kommen ist und nicht zuletzt durch Stars wie Joe Bonamassa viele Fans gewonnen hat. Davon profitieren eben auch die kleineren Bands wie Hogjaw. „Ich denke, die Leute können unsere Hingabe zur Musik sehen und hören, wenn sie zu unseren Shows kommen“, erklärt Elvis D. Recht hat er mit dieser Aussage. Hogjaw stehen für ehrliche handgemachte Musik, für Southern Blues mit viel Kraft und vor allen Dingen einer Seele. „Bluesrock ist zurück, weil er Passion und Emotionen hat und die Leute in die Musik eintauchen können.“
Cool. Lässig. Bluesig. Das sind Hogjaw. Wer Southern Rock mag, sollte sie auf ihrer nächsten Europatour keinesfalls verpassen und mit ihnen nach der Show noch einen gepflegten Drink nehmen. Ihr wisst ja jetzt, was die vier am liebsten trinken.
Fotos, Interview und Übersetzung: Michael Buch