HEROD – Iconoclast
Schwierige Musik für schwierige Zeiten, das liefern die Eidgenossen Herod. Alte Heldenbilder werden durch neue ersetzt, die schlussendlich für die Diffamierung schwächerer Gruppen herhalten müssen. Geschichte wird immer mehr umgedichtet, vernichtet und unkenntlich gemacht anstatt sie einzuordnen und zu erklären. Jeder macht sich seine eigenen Wahrheit; genauso hin und her gerissen wirkt das dritte Werk Herods „Iconoclast“ (Pelagic Records).
Die acht Songs auf „Iconoclast“ sind eine intensive, ruppige und teilweise überfrachtete Melange aus progressiven Elementen entnommen aus modernem Hardcore und Metal. Geht der erste Song ,The Icon‘ noch nach vorne los wie ein wild gewordener Stier, ist ,The Girl with a Baloon‘ ein stimmungsvoller und vehementer Post Metal-Track. Er besticht durch seine Vielschichtigkeit in Form von ruhigen, narrativen Teilstücken, inbrünstigen Getöse und in siebeneinhalb Minuten souverän verwobenen Strukturen. Eine andere Inzision ist ,The Ode to…‘, das in epischer Länge mit Frauengesang zwischen gleitender Langeweile und bombastischen Höhen ebenso ungewöhnlich wie deplatziert erscheint.
Fies die Seele auspressend, treiben Herod ihre Version von Widersprüchen mit ,The Becoming‘ ins kaum erträgliche, nur um mit dem nachfolgendem Instrumentalstück ,The Intergloom‘ die Stimmung ins Desolate abgleiten zu lassen. Die Schweizer Extremisten haben die allgemeine Gefühlslage bislang aufs ärgste herausgefordert, sodass ein schwerfälliger Bocken wie ,The Obsolete‘ eine Wohltat für das angeschlagene Gemüt ist. Mit dem letzten Song ,The Prophecy‘ versuchen Herod auf den Pfaden der Progressive Metaller The Ocean zu wandeln. Diese sind aber unerreicht, doch hat das Stück Tiefe, Spannung und vor allem ist nachvollziehbar.
Nach 50 Minuten meint man, sich wie nach einem Spülgang einer eigenwilligen Waschmaschine zu fühlen, durchgeschüttelt, hin und her geworfen und noch vor dem endgültigen Auslaufen ausgespuckt worden zu sein. Herod reizen musikalische Gewohnheiten bis zur Schmerzgrenze aus. Das ist mal anstrengend, mal fesselnd und mal nervenzerreißend. „Iconoclast“ ist ein Werk für Gefahrensucher, die den direkten Punch genauso lieben wie die Portion Gift im Lieblingsgetränk.
Bewertung: 2-