FRANK TURNER – Undefeated
Frank Turner ist unbesiegbar – zumindest behauptet sein aktueller Album-Titel „Undefeated“ das bis jetzt. Ob die neuen Lieder ihn wirklich weiterhin in Drachenblut baden, und damit ungeschlagen davonkommen lassen, haben wir für Euch getestet.
Wir haben übrigens mit Frank ein wunderschönes Gespräch führen dürfen, und ihn zu seiner Rastlosigkeit, der Freundschaft zu Ingo Donot und die Entstehung seiner unterschiedlichen Alben befragt. Gebt uns noch ein paar Tage zur Transkription, dann findet Ihr das Interview auf Whiskey-Soda!
„Do One“ eröffnet den Reigen, und ist direkt ein typischer Frank Turner: leise Akustik-Gitarre zu Beginn, bevor nach einer halben Minute die Sleeping Souls einsteigen, und ein klassischer melodiöser Sing-Along-Punk-Song entsteht. Man stellt sich direkt vor, wie damit die kommenden Shows eröffnet werden und er seine Gäste sofort abholt und ans Tanzen und Singen bekommt. Im Grundsatz ähnlich (ohne sich zu wiederholen oder langweilig zu werden) geht es u.a. In „Never In The Back Problem“, „Girl From The Record Shop“ oder „Letters“ zu. Schnell, pointiert, höchst unterhaltsam. Highlights der Platte sind die schnelle Corona-Trauma-Nummer „Pandemic PTSD“, während „Ceasefire“ zunächst balladig beginnt und sich erst gegen Ende zu einem Rocker entwickelt. Herr Turner geht hier mit seinem 15-jährigen Pubertäts-Francis ins Gespräch. Der Teenie ist mit dem heutigen Ich offensichtlich ganz und gar nicht einverstanden. Der etwas altersmilde angehende Mit-Vierziger bittet ob der unterschiedlichen Lebensvorstellungen und -entwicklungen aber um Waffenstillstand. Er macht klar „I did my best, but I have seen things that you don’t know an have never seen“. Interessanter Ansatz. Abgesehen von Philipp Amthor wird wohl jeder heutige Erwachsene Abbitte bei seinem jugendlichen Selbst und den nicht umgesetzten Idealen machen müssen.
So wechseln sich die Kompositionen mit leicht unterschiedlicher Schnelligkeit ab, bleiben allesamt doch eher auf der Überholspur. Erst im letzten Drittel wird das Tempo deutlich rausgenommen, und bei „On My Way“ ahnte man schon, dass dieses Lied auf der anstehenden Tour in seinem üblichen Solo-Block stattfinden wird. Während die meisten Platten mit dem Titel-Track beginnen, ist es hier genau anders. Die ersten drei Minuten des finalen Tracks stehen ganz im Zeichen einer leisen Klavier-Begleitung, um am Ende noch einmal eine beinahe orchestrale Untermalung zu bekommen.
Nachdem der Vorgänger „FTHC“ ein insgesamt deutlich härteres Machwerk war, geht Turner mit „Undefeated“ wieder ein wenig „back to the roots“. Diese Scheibe steht musikalisch in einer Reihe mit „England Keep My Bones“ und „Love, Ire And Songs“, ohne diese zu plagiieren.
Im Gegensatz zum Drachenblut-Bader „Siegfrid“ hat sich Frank hier nirgends ein Lindenblatt eingefangen, und geht auch mit diesen 14 Nummern aus der Kategorie „All Killer No Filler“ ungeschlagen als Sieger und ohne den kleinsten Kratzer vom Platz.
Bei uns auf jeden Fall zum Album des Monats!